Frühlingsbeginn: Helfen Sie uns, die Jungtiere zu schützen

Die ersten warmen Tage haben ihn bereits angekündigt und am 21. März war es dann soweit: Der Frühling hat begonnen. Die Tage werden nun wieder länger, das Wetter wärmer und die Wiesen und Felder erwachen zu neuem Leben. Zeit für Naturliebhaber, die Wälder und Wiesen, also die Lebensräume unserer Wildtiere, wieder aktiver zu nutzen. Dass es bereits jetzt Jungtiere, Jungwild und auch kleine Feldhäschen – sogenannte „Fäustlinge“ – gibt, ist den Naturnutzern oft nicht bewusst. Für den Nachwuchs zählt vor allem Ruhe – ein gut gemeintes Streicheln oder gar ein Wegnehmen vom Nistplatz ist im Sinne des Tierschutzes zu unterlassen.

 

Feldhäschen und Eier: Auch unbeaufsichtigt noch lang nicht verlassen

AuerhuhnkückenSind die Mütter – egal ob bei Feldhasen, Rehen oder Enten – abwesend, heißt dies noch lange nicht, dass die Jungtiere oder Eier endgültig verlassen wurden. Die meisten Jungen sind es gewöhnt, dass die Muttertiere sie mehrere Stunden alleine lassen, um selbst auf Nahrungssuche zu gehen oder Fressfeinde von den Kleinen fernzuhalten. Junge Feldhasen werden beispielsweise nur ein- bis zweimal in 24 Stunden vom Muttertier aufgesucht.

Auch das Nest von Wildenten oder anderem Federwild sollte nicht berührt oder gar von nächster Nähe beobachtet werden. Der Grund: Die Mutter beobachtet die Eindringlinge und traut sich nicht mehr zum Nest. Dadurch kühlen die Eier aus und die Küken sterben unter Umständen.

 

Falsch verstandener Tierschutz – nämlich das Berühren, Wegtragen oder auch nur das Anfüttern – kann dazu führen, dass die Mutter die Jungtiere, wenn menschlicher Geruch anhaftet, verstößt. Gerade menschliches Eingreifen oder sogar Rettungsversuche enden für die Tiere oft nur in unnötigem Stress oder sogar im Tod. Sollten Sie oder Ihre Kinder Jungtiere unabsichtlich berührt oder gar mit nach Hause genommen haben, kann man versuchen, das Tier wieder dorthin zu bringen, wo es gefunden wurde. In diesem Fall sollten Sie es mit frischem Gras vorsichtig abreiben. Im Zweifelsfall bietet sich stets die Möglichkeit, einen lokalen Jäger oder eine Jägerin zu kontaktieren.

 

Zwischenfälle vermeiden: Hunde an die Leine

Der OÖ Landesjagdverband und dessen Jägerinnen und Jäger richten sich hiermit an die Hundehalter, ihre Vierbeiner an die Leine zu nehmen. Selbst wohlerzogene Hunde vergessen die guten Manieren, wenn ihr Jagdinstinkt geweckt wird. Aufgeschreckte und gehetzte Wildtiere laufen auf Straßen und können Unfälle verursachen. Ein trächtiges Reh kann sogar im Schockzustand das Kitz verlieren.

 

Checkliste für Naturliebhaber, die im Frühling in den Wald gehen wollen:

  • Abstand von Wildtieren halten
  • Leise verhalten
  • Auf den Wegen bleiben
  • Hunde an die Leine

Finden Sie tatsächlich ein verletztes Jung- oder gar Muttertier, so bitten wir Sie, sich an den lokalen Jäger oder den OÖ Landesjagdverband zu wenden. Berühren Sie das Tier nicht und gönnen Sie ihnen Ruhe – auch während des Tages. Der OÖ LJV und die oberösterreichischen Jägerinnen und Jäger bedanken sich für Ihre Vor- und Rücksicht!

Junghase

Scheue Jägerin: Die Wildkatze

Sie lebt im Verborgenen, ist scheu und jagt meist nachts: Die Rede ist von der Wildkatze. Spricht man von dieser, denken viele wohl zuerst an eine verwilderte Hauskatze. Dass aber die Wildkatze wirklich eine eigene Tierart ist, wissen die wenigsten. Wohl auch deswegen, weil dieses Tier in Österreich größtenteils als verschollen gilt.

 

Ursprünglich war die Europäische Wildkatze über weite Teile Österreichs verbreitet. Mitte des letzten Jahrhunderts verschwand diese Tierart aber von der Bildfläche: Falsche Annahmen über die Lebensweise der Wildkatzen führten zur Ausrottung. Mittlerweile beginnen sich die Bestände in Österreich langsam aber wieder zu erholen.

Zurückgezogene Lebensweise

Tagsüber schläft sie, erst in der Dämmerung und nachts begibt sich die Wildkatze auf die Pirsch. Sie jagt grundsätzlich Tiere, die kleiner sind als sie selbst. Ins Beuteschema fallen daher typischerweise Wühl- und Waldmäuse. Auf dem Speiseplan stehen aber auch Ratten, Vögel, Fische und Insekten –  in Notzeiten greift das scheue Tier auch auf Aas zurück. Oberösterreichisches Wild – beispielsweise Reh(-kitze) – sind für die Wildkatze, wie im vorigen Jahrhundert angenommen, nicht interessant. Ab und zu wird wohl ein Feldhase, ein Fasan oder Rebhuhn erbeutet, aber nennenswerte Verluste durch die Wildkatze sind eher nicht zu verzeichnen.

 

Die Wildkatze hat besondere Ansprüche an ihren Lebensraum: Sie bevorzugt aufgrund ihrer scheuen Natur zusammenhängende Laub- und Laubmischwälder, die ein gemäßigt kontinentales bis mediterran warmes Klima aufweisen. Dichtes Gebüsch und angrenzende Wiesen zählen auch zum bevorzugten Lebensraum des Tieres. Wildkatzen, manchmal auch Waldkatzen genannt, ist es vor allem wichtig, Wälder mit komplexen Strukturen zu besiedeln. So findet sie die benötigten Rückzugsmöglichkeiten sowie versteckte Aufzuchtsplätze für ihre Jungen vor.

Wildkatzen bringen ein- bis zweimal pro Jahr zwischen März und Mai zwei bis vier Junge in einem sicheren Versteck zur Welt. Sind die Jungtiere drei Monate alt, beginnt das Muttertier ihren Nachwuchs mit auf die Pirsch zu nehmen. Mit sechs Monaten verlässt der Nachwuchs die Mutter.

Wildkatze_Verena Radler

Foto: Verena Radler

Verwechslungsgefahr: Wild- oder Hauskatze?

Die Wildkatze stammt nicht etwa von der Hauskatze – die damals von den Römern aus Afrika mitgebracht wurde – ab, sondern geht auf europäische Wurzeln zurück. Die Unterscheidung der beiden Tierarten ist aber selbst für Experten manchmal schwierig. Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale sind:

 

MerkmalWildkatzeHauskatze
FellDichtes, dickes Fell; grau mit ockerfarbenem Tonverschieden
KörperbauBreiter, wuchtiger Kopf; dicke LäufeSchlank wirkend
SchwanzBuschig, sehr lang, schwarze Ringekurzhaarig
NasefleischfarbenMeist dunkler
KopfformBreite Schnauzenform, engstehende AugenSchlanke Schnauzenregion

Titelfoto: Josef Limberger