Ruhe wirkt Ordnung

So der chinesische Philosoph Laozi oder auch Laotse genannt. Und tatsächlich, ein Spaziergang an einem sonnigen Wintertag ist ein echtes Geschenk. Die Ruhe genießen, abschalten vom oft stressigen Alltag und die Natur als unvergleichlichen Kraftplatz erleben.

Doch wir dürfen nicht vergessen, dass wir bei diesen Ausflügen in die Natur eigentlich nur Gast sind. Wir haben uns ja quasi selbst ins „Wohn- oder Esszimmer“ der Wildtiere eingeladen. Und dieser Besuch sollte stets an gewisse Grundregeln geknüpft sein. Denn der Winter ist für Wildtiere eine durchaus schwierige Zeit, obwohl sie von Natur aus gut angepasst sind. Der Energieverbrauch wird markant herabgesetzt, die Tiere bewegen sich nur noch wenig. Es gilt mit den wertvollen Fettreserven entsprechend zu haushalten und unnötige Stresssituationen zu vermeiden.

Um die natürlichen Anpassungen auch „ausspielen“ zu können, benötigen die Tiere Ruhe. Dazu können gerade wir Menschen einen entscheidenden Beitrag leisten. Mit der nötigen Rücksichtnahme kann es gelingen, den Grat zwischen Lebensraum und Lebensraumnutzung zu meistern.

Die Natur sagt Weidmannsdank! Und auch ich danke es Ihnen.

Respekt im „Wohnzimmer“ der Wildtiere

Der Winter ist für viele Menschen die Hochsaison für sportliche Betätigungen in der Natur. Für viele Wildtiere ist die kalte Jahreszeit hingegen eine Notzeit. Und unnötige Störungen können zur Lebensgefahr werden.

Die perfekte Schneelage lädt gerade jetzt zum Schneeschuhwandern oder Skitourengehen ein. Doch Stress und Entspannung liegen in der Natur oft eng beisammen. Während unter uns pandemiegeplagten Menschen die Lust am Naturerlebnis aktuell besonders groß ist und die Zeit der sozialen Isolation dazu führt, dass sich deutlich mehr Menschen in der freien Natur bewegen als sonst, bedeutet ein verstärktes Freizeitnutzer-Aufkommen teils einen enormen Stress für Wildtiere. Abseits der Hobbysportler-Spuren im Schnee spielen sich im Tierreich mitunter echte Dramen ab.

Todesgefahr bei Minusgraden

Wildtiere reagieren auf die für sie ungewohnten Störungen mit panikartiger Flucht. Nicht selten haben die Tiere Todesangst. Vor allem, weil sie ein viel besseres Gehör haben als wir Menschen. Und diese Stresssituation kostet die Tiere enorm viel an Energie. Muss eine Gams durch brusthohe Schneemassen flüchten, verbraucht sie 15-mal so viel Energie wie im Normalzustand.

Insbesondere in der kalten Jahreszeit, wenn das Nahrungsangebot ohnehin niedrig ist und eventuell durch Eis und Schnee verschärft werde, könne eine zusätzliche, massive Stressbelastung im Extremfall auch zum Tod durch Erschöpfung führen.

Es geht darum, die Interessen aller Raumnutzer und ihre Ansprüche in der Natur aufzuteilen. Die Natur wird nicht mehr, aber es gibt gerade jetzt mehr Nutzer. Das spüren die Wildtiere besonders. Ruhe ist insbesondere im Winter für die Wildtiere nun besonders wichtig. Das Rot- und Rehwild steht im Winter fast durchwegs bei den Fütterungen oder in deren Nähe. Jede Störung durch uns Menschen vertreibt die Tiere und zwingt diese, sich anderswo Futter zu suchen, meistens in Form von Baumwipfeln oder Baumrinde. Dadurch entstehen nicht selten gravierende Wildschäden am Wald.

Wichtige Vorinformationen

Futterstände und Wildeinstände sind deshalb gerade jetzt großräumig zu umgehen, damit Rehe und Hirsche in Ruhe fressen können. Wichtig ist, ehe man ins „Wohnzimmer“ der Wildtiere auf zwei Brettl‘n einfährt, sich über die örtliche Lage genau zu erkundigen. Eine gute Ausrüstung ist oft eine Selbstverständlichkeit. Zur Vorbereitung einer Tour gehört aber auch das Einholen einer Information über die örtlichen Gegebenheiten – wo befinden sich zum Beispiel ausgewiesene Ruhezonen, die es dann unbedingt zu meiden gilt.

Ziel muss es sein, das Pendel zwischen Natur, Mensch und Tier im Lot zu halten. Ein gedeihliches Miteinander ist möglich, wenn jeder Naturnutzer ein entsprechendes Maß an Rücksichtnahme in den Wanderrucksack packt.

Ruhe ist insbesondere im Winter für die Wildtiere nun besonders wichtig. Ein gedeihliches Miteinander von Mensch und Wildtier ist möglich, Rücksichtnahme aber nötig.

 

Die Überwinterungsstrategien der heimischen Wildtiere

In Oberösterreichs Wäldern sieht man auch im Winter heimisches Reh- und Rotwild, Wildschweine, Füchse und Feldhasen – doch einige andere Wildtierarten verschwinden gerade in der kalten Jahreszeit von der Bildfläche. Insekten, Eichhörnchen oder Murmeltiere ziehen sich zum Beispiel in verschiedene Überwinterungsarten – wie etwa die Winterstarre, der Winterschlaf oder die Winterruhe – zurück. Wieso sich manche Tiere in die genannten Ruhephasen begeben, konnte bis heute wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt werden. Fest steht, dass es nicht nur an der Tageslänge oder dem im Winter vorherrschenden Nahrungsmangel liegt, sondern viel eher an der „inneren“ Uhr sowie hormonellen Schwankungen.

Winterschlaf

Als wohl bekannteste Überwinterungsstrategie gilt der Winterschlaf. Kleine Säugetiere fressen sich im Herbst Energiereserven an, ehe ihre innere Uhr ihnen vorgibt, sich Verstecke zum Überwintern – wie beispielsweise Laubhaufen, Höhlen oder Dächer – suchen. Ist die perfekte Unterkunft gefunden, so werden bestimmte Körperfunktionen zurückgefahren. Die Körpertemperatur sinkt  und passt sich der Umgebungstemperatur an. Zudem wird der Stoffwechsel stark verlangsamt, der Rhythmus des Herzschlages und die Atemfrequenz deutlich verringert. Die Tiere laufen dennoch nicht Gefahr, zu sterben: Aufgrund der vorangegangenen Feistzeit haben die Winterschläfer genügend Fettreserven, um durch den Winter zu kommen.

Wer glaubt, dass die Tiere den ganzen Winter komaartig durchschlafen, der irrt: Manchmal wachen die Tiere auf, um nach Nahrung zu suchen oder zu urinieren bzw. zu koten. Nach dem Winterschlaf sind die Tiere selbst in der Lage, ihre Körperfunktionen selbst wieder zu aktivieren. Die Dauer des Winterschlafes entscheidet die innere Uhr der Tiere.

Beispiele: Fledermäuse, Murmeltiere, Haselmäuse, Spitzmäuse, Siebenschläfer, Igel

Übrigens: Auch Haustiere – wie beispielsweise der Hamster – halten Winterschlaf.

Winterruhe

Auch bei der Winterruhe drosseln die Wildtiere ebenfalls ihre Körperfunktionen auf ein Minimum und ziehen sich in passende Verstecke – wie Höhlen oder gar Dachböden – zurück.  Die Tiere legen Ruhe- und Schlafphasen ein, die durch häufige Nahrungssuchen unterbrochen werden. Der Unterschied zum Winterschlaf: Die Körpertemperatur der Wildtiere bleibt gleich, während sich Herzschlag und Atemfrequenz leicht senken. In ihren Verstecken bleiben sie fünf bis sieben Monate, ehe die Tiere wieder aufwachen. Beim Aufwachprozess sind sie also wieder schnell auf den Beinen.

Beispiele: Bären, Dachs, Eichhörnchen, Biber

Schon gewusst? Die Sommerruhe ist ein ähnliches Phänomen wie die Winterruhe. Bei dieser senken die Tiere, welche meist in den Tropengebieten leben, ebenfalls ihre Stoffwechselfunktionen ab. Bei Wassermangel begeben sich beispielsweise Weinbergschnecken in die Sommerruhe.

Winterstarre

Ohne Frage ist die Winterstarre die „Intensivste“ der drei Überwinterungsarten. Dabei erstarren die meist wechselwarmen Tiere im wahrsten Sinne des Wortes – sie „schlafen“ also während der gesamten kalten Jahreszeit. Wie beim Winterschlaf, passt sich ihre Körpertemperatur der Umgebung an. Das Besondere an der Winterstarre: Tiere in der Winterstarre können – ganz im Gegensatz zu Tieren im Winterschlaf – auch mit Minusgraden umgehen. Biologisch ist dies möglich, da diese Tiere eine Art „Frostschutzmittel“ eingebaut haben. Die Tiere wachen auch nicht selbstständig auf; erst durch die Sonne bzw. durch steigende Temperaturen können sie sich von der Winterstarre befreien.

Beispiele: Amphibien, Insekten, Eidechsen, Fische, Schildkröten

Ruhe- und Rückzugsbereiche der Wildtiere respektieren

Der Lebensraum der Wildtiere wird von den Menschen durch diverse Aktivitäten immer mehr genutzt. Daher bittet der OÖ Landesjagdverband im Namen der gesamten Jägerschaft alle Sportbegeisterten und Naturliebhaber während der Wintermonate besonders auf die Ruhe- und Rückzugsbereiche der Wildtiere zu achten und diese zu meiden.

Die Wildtiere haben meistens gute Verstecke; sollten sie doch gefunden bzw. geweckt werden, so kostet das viel Energie. Ein Aufwachen kann sogar den Tod der Tiere bedeuten.

Die Bereiche, wo Ruhe besonders wichtig ist, sind beispielsweise Fütterungen (für Rehe und Hirsche sowie mancherorts Feldhasen) und Gebiete, wo Tiere wie Hasen, Gämsen, Birk-, Auer- und Schneehühner sowie Rebhühner und Fasane ihre natürlichen Nahrungsquellen aufsuchen. Gerade in den Wintermonaten ist es wichtig, dass die Tiere nicht gestört werden, um so ihre Energiereserven bestmöglich einsetzen zu können.

Eine artgerechte Zufütterung durch die Jäger erleichtert den Wildtieren das Überleben

Mit einer ordentlichen und artgerechten Wildtierfütterung bietet die oö. Jägerschaft eine wichtige Unterstützung. Dabei geht es maßgeblich um den jagdlichen Tierschutzgedanken, jagdrechtliche Aspekte, aber auch um die gezielte Lenkung von Wildtieren zur Vermeidung von Wildschäden.

So können Sie heimische Überwinterer unterstützen

Sollten Sie Ihren Gartenbewohnern einen Unterschlupf für den Winter bieten wollen, ist es wichtig, den Tieren einen naturnahen Zufluchtsort zu bieten. So sind für Igel beispielsweise Laubhaufen ideal und Eichhörnchen finden während ihrer Winterruhe in Baumhöhlen Zuflucht. Insekten wird der Winter beispielsweise mit eigenen Insektenhäusern erleichtert.

Die Winterruhe im Revier

Der Winter ist eingekehrt und hat Österreich fest im Griff. Gerade dann, wenn für das heimische Wild die Notzeit in der Kulturlandschaft mit Schnee und Eis anbricht, gewinnt die Hege der Jägerinnen und Jäger eine besondere Bedeutung. Die Jägerschaft kümmert sich um das heimische Wild und deren Lebensräume, und trägt in Zusammenarbeit mit den Landwirten in der Ausübung der Wildhege und -pflege sowie der Eindämmung von Wildschäden eine große Verantwortung für den Natur- und Tierschutz.

Ruhezeit für das Wild

Der Winter ist eingekehrt und hat Österreich fest im Griff. Gerade dann, wenn für das heimische Wild die Notzeit in der Kulturlandschaft mit Schnee und Eis anbricht, gewinnt die Hege der Jägerinnen und Jäger eine besondere Bedeutung. Die Jägerschaft kümmert sich um das heimische Wild und deren Lebensräume, und trägt in Zusammenarbeit mit den Landwirten in der Ausübung der Wildhege und -pflege sowie der Eindämmung von Wildschäden eine große Verantwortung für den Natur- und Tierschutz.

Bitte keine Störung der Ruhephasen

In der Evolution haben sich Reh, Hase und Co. so entwickelt, dass sie in der kalten Jahreszeit überleben können. Für Wildtiere sind die Wintermonate eine Zeit, in der sie ihre Energiereserven bestmöglich einsetzen müssen. Viele der heimischen Tiere sind daher „Energiesparer“, wie unter anderem das Rotwild. Im Winter fahren die Tiere ihren Stoffwechsel so weit herunter, dass die körpereigene „Heizung“ auf Sparflamme läuft. Bei den derzeitigen Verhältnissen kommt es durchaus vor, dass Rotwild, aber auch andere größere Wildarten täglich für einige Stunden in eine temporäre Kältestarre fallen, um den Energieverbrauch zu reduzieren.

Um in den kalten Wintertagen überleben zu können, drosseln die Tiere ihre Körpertemperatur, ihren Herzschlag und ihre Atmung. Anstatt 60 bis 70 Mal pro Minute schlägt das Herz lediglich 30 bis 40 Mal. Auch das Nahrungsangebot im Winter ist weniger energiereich und knapper als im Frühjahr oder Sommer. Um bei der kargen Nahrung überleben zu können, passt sich auch die Verdauung an die winterlichen Lebensumstände an und fasst um 60 Prozent weniger als in der nahrungsreichen Zeit.

Winterreh_Ch. Böck

Fütterung im Winter notwendig

Da Gräser, Kräuter oder Flechten bei Schnee nur sehr schwer zu finden sind, stellt die Jägerschaft den heimischen Wildtieren im Winter Futter in Trögen oder Krippen zur Verfügung. Diese wichtige Aufgabe sollte regelmäßig so erfolgen, dass das Futtermittel niemals knapp wird und das Überleben der Populationen in den meist schneereichen Wintermonaten gewährleistet ist. Das Wichtigste ist eine artgerechte Fütterung. Falsches Futter kann für Reh, Hase und Co. hingegen  lebensgefährlich werden. Denn Fütterungs- und Futterfehler können zum Tod der Wildtiere führen. Durch zum Beispiel altes Brot oder Küchenabfälle, die Leute gutgläubig in den Wald bringen, wird die Verdauung von Rehen und Hirschen enorm beeinträchtigt und die Tiere werden krank. Es wird nicht gefüttert, sondern vergiftet!

Die oberösterreichischen Jägerinnen und Jäger sind neben dem Schutz des Wildes in Notzeiten, diese kann auch im Sommer bei enormer Hitze sein, auch sehr auf den Schutz des Waldes bedacht. Ruhe- und Rückzugsbereiche der Feld-, Wald- und Gebirgsbewohner zu respektieren, kommt nicht nur den Tieren, sondern auch dem Wald zugute. Denn gerade im ausklingenden Winter kann es im Wald zu zahlreichen Wildschäden an jungen Bäumen kommen.

Wildtiere brauchen im Winter Unterstützung

In unserer Kulturlandschaft und dem regen Miteinander im natürlichen Lebensumfeld der Wildtiere ist für uns Menschen unerlässlich, es ihnen nicht noch zusätzlich schwer zu machen. Der Lebensraum der Wildtiere wird von den Menschen durch Aktivitäten wie Skitourenlauf, Langlauf oder Schneeschuhwandern immer mehr und immer intensiver genützt. Wird durch das Eindringen in die Lebensräume der Tiere die Winterruhe gestört, brauchen die Tiere viel Kraft und Energie, um wegzulaufen. Beim Flüchten kann es dann zudem vorkommen, dass sich die Wildtiere an den schroffen Eis- und Schneeflächen die Läufe und Pfoten verletzen.

Die Jägerschaft appelliert daher besonders im Winter an das Bewusstsein der Bevölkerung:

  • Bitte bleiben Sie beim Schlittenfahren und beim Spaziergang durch den Wald und v.a. am Waldrand oder entlang von Hecken auf den ausgewiesenen Wegen und Routen.
  • Leinen Sie Ihre vierbeinigen Freunde in diesen Bereichen an und
  • blieben Sie in den Morgen-, Abend- und Nachstunden diesen Lebensräumen fern,

damit das Wild seinen natürlichen Gewohnheiten nachgehen kann.

 

Mehr zum Thema finden Sie auf der Internetseite des OÖ Landesjagdverbandes unter http://www.ooeljv.at/wild-und-natur/jagd-naturschutz/