Schadet der verloren gegangene Umgang mit dem Tod der Jagd?

Menschlicher Verlust, Vergänglichkeit und der Tod sind Themen, über die wir nicht gerne reden, sondern verdrängen. Spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie gibt es täglich Nachrichten betreffend Todeszahlen, die wir sonst nur von Kriegen oder Naturkatastrophen kennen. 80 % der zentraleuropäischen Bevölkerung stirbt heute hinter den Mauern von Spitälern und Alters- bzw. Pflegeheimen. Nach dem Tod sind die Abläufe ritualisiert und professionell organisiert. Der Bestatter kümmert sich um den Verstorbenen und um die Verabschiedung. Es überrascht daher niemanden, dass wir uns scheuen darüber zu sprechen.

Früher war das anders. Damals trauerte die Gesellschaft gemeinsam und die persönliche Verabschiedung vom Toten war den Trauernden wichtig. Heute meiden wir lieber jene Menschen, die einen nahen Angehörigen verloren haben, und schicken ihnen Briefe mit meist vorgegebenen Trauersätzen.

Es gibt heute einige Gründe, um den Tod zu ignorieren. Die Lebenserwartung steigt kontinuierlich, die Medizin entwickelt sich immer weiter und rückt den Tod in immer weitere Ferne. Bei plötzlich eintretendem Tod wird oft vom Versagen der Medizin gesprochen, von einem Kampf, der unfreiwillig verloren ging. Es ist für uns oft unerklärlich, dass der Tod eingetreten ist.

Wenn es nun Personen gibt, die über Leben und Tod entscheiden, geraten vor allem jene ins schiefe Licht, die für den Tod verantwortlich sind. Auch wir Jäger sind oft mit Unverständnis, Wut und Hass konfrontiert, wenn wir mit einem erlegten Stück Wild nach Hause fahren. Leichtgängige Phrasen wie z.B. „Wie kann man nur so etwas tun!?“, „Mörder“, „Schämt Euch“ sind so manchen Jägern nicht unbekannt.

Dass Wild in einer vertrauten Umgebung im Bruchteil einer Sekunde getötet wird, möchte man in diesem Augenblick nicht hören. Aber ist es nicht jene Vorstellung vom Tod, die wir uns wünschen? Es soll schnell gehen, man soll keine Schmerzen haben und man will in einer vertrauten Umgebung, in der man sich wohlfühlt, sterben.

Wir müssen wieder lernen, mit dem Thema Tod umzugehen. Der Tod ist genauso natürlich wie die Geburt.

Der Heilige Hubertus – Schutzpatron der Jägerschaft

Die Jagd ist seit jeher eng mit Brauchtum und Traditionen verbunden. Diese werden in der oberösterreichischen Jägerschaft heute wie damals gelebt und von Generation zu Generation weitergegeben. Eine dieser Traditionen ist die Würdigung des Heiligen Hubertus – Schutzpatron der Jägerinnen und Jäger sowie der Forstleute.

Was uns die Hubertuslegende lehrt

Vielen ist der weiße Hirsch mit dem Kreuz zwischen seinem Geweih ein Begriff: Der berühmten Legende nach litt Hubertus sehr unter dem Tod seiner Frau und stürzte sich zur Ablenkung vom Schmerz in weltliche Vergnügungen, darunter bevorzugt die Jagd. Er jagte zügellos und achtete nichts und niemanden mehr. Die Begegnung mit dem mächtigen weißen Hirsch mit dem leuchtenden Kreuz zwischen dem Geweih brachte ihn zur Besinnung. Er gelobte, die Geschöpfe zu ehren, ein christliches Leben zu führen und die Jagd von nun an weidmännisch zu betreiben.

Jedes Jahr erinnern sich die Jägerinnen und Jäger ihrer Aufgabe, mit Wild und Wald verantwortungsvoll umzugehen. Die Jagd gewissenhaft und nach weidmännischen Regeln zu betreiben, war damals so relevant wie es heute ist. Immer noch wird dem erlegten Wild nach altem Brauch der letzte Bissen, also beispielsweise ein Tannenzweig in den Äser, das Maul, gelegt; als Zeichen der Ehrfurcht vor dem Leben und der Opferung an den Schöpfer. Auch beim Niederwild wie Hase und Fasan bekundet man mit einer würdigen Streckenlegung damals wie heute seinen Respekt vor dem erlegten Wild.

Viele Legenden beinhalten eine Haltung, die über die Zeit nichts an Wert verliert. Gerade heute, wo der Druck auf unsere Natur und unsere Wildtiere enorm zugenommen hat, ist die Botschaft der Hubertus-Legende für uns Jägerinnen und Jäger, aber eigentlich jeden Naturnutzer aktueller denn je. Es geht darum, sich immer wieder bewusst zu machen, dass wir eine Verantwortung gegenüber Wild und Natur tragen.

Feiern zur Ehr des Heiligen Hubertus

Am 3. November feiern die Jägerinnen und Jäger ihren Schutzpatron, den hl. Hubertus. Ihm zu Ehren und als Zeichen besonderer Ehrfurcht vor der Schöpfung wurden zahlreiche Hubertus Denkmäler errichtet. Vom einfachen Bildbaum bis zur Hubertuskapelle reicht das Spektrum der Gestaltungsformen. Meist an heimeligen und stillen Orten situiert, stellen sie für alle Naturliebhaber stets ein besonderes Wegziel zur erholsamen Rast dar.

Hubertusmesse

Unverzichtbarer Gesellschaftsdienst am Hochstand

Die Leistungen der Jagd sind unbestritten, denn sie ist eine Dienstleistung für die Natur und die Gesellschaft. Die Jagd ist, aufgebaut auf einer soliden rechtlichen und gesellschaftspolitischen Basis, der bestimmende Regulator in der heimischen Kulturlandschaft und so auch Teil des Naturschutzes.

Jägerinnen und Jäger tragen zu einer nachhaltigen Nutzung von Wildlebensräumen bei. Sie sind damit wichtige Erfüllungsgehilfen der öffentlichen Hand. So erbringen Jäger Leistungen für die Allgemeinheit, die die Gesellschaft sonst selbst tragen müsste. Jäger zahlen darüber hinaus Jagdpacht und Steuern.

Zur Wildschadensvermeidung und zur Hintanhaltung von Wildkrankheiten, etwa der Afrikanischen Schweinpest, muss die Jagd überlegt und verantwortungsbewusst betrieben werden. Zudem gelte es, besagte Behördenvorgaben hinsichtlich der Abschusszahlen zu erfüllen. Und gerade in schwierigen Zeiten ist die Gewinnung hochwertiger Lebensmittel ein wichtiger Aspekt!

Hohe wirtschaftliche Bedeutung

Dazu kommt die hohe wirtschaftliche Bedeutung der Jagd. Laut einer Studie des renommierten emeritierten Univ.-Prof. für Volkswirtschaft, Dr.Dr.mult. Friedrich Schneider trägt die Jagd in Österreich durchschnittlich rund 731 Millionen Euro pro Jahr zur Wertschöpfung am regionalen Bruttoinlandsprodukt bei.

Letztlich haben die neun Landesjagdgesetze ein gemeinsames Ziel: Den Erhalt des gesunden und artenreichen Wildbestandes im Sinne einer intakten Natur.

Die Jagdgesetze dienen nicht dazu, Freizeitaktivitäten der Jäger zu schützen, sondern verfolgen ausschließlich Ziele des Allgemeininteresses. Unsere Jäger und Jägerinnen sind maßgeblich verantwortlich, dass auch Wald und Wild im Einklang stehen. Neben der deutlichen Senkung des Verbreitungsrisikos von Wildkrankheiten gelte es vor allem auch, den Wildverbiss im Wald durch die Reh- und Hirschbejagung zu senken. Weiters bei Verkehrsunfällen verletzte Wildtiere von ihren Qualen zu erlösen etc.

Insbesondere in herausfordernden Zeiten, wie zum Beispiel den Jahren der Corona-Pandemie, wird somit der Stellenwert einer verantwortungsvollen Jagd besonders deutlich. Jagd im ökologischen Kontext ermöglicht ein funktionierendes Wildtiermanagement und damit die Sicherung eines Gleichgewichts – stets unter entsprechender Rücksichtnahme auf Menschen und Tiere in der Kulturlandschaft.

Ch.Böck

Foto: Ch. Böck

Wildbret – das „Superfood“ aus dem Wald

Wer beim Speisplan auf heimische Qualität setzt, kommt am Wildbret nicht vorbei.

Der grüne Nahversorger ist beliebter denn je – und Feinschmecker werfen daher gerne ein besonderes Augenmerk auf den Wald. Der Grund dafür liegt eher weniger im satten Grün als vielmehr an der Fleischeslust.

Regionales Wildfleisch aus der Natur gilt heute längst als unverzichtbarer Bestandteil der heimischen Küche. Ob als Braten, Fondue, Ragout, Pastete oder gar als Hirschkäsekrainer beim sommerlichen Grillen – Wildbret ist ganzjährig und individuell einsetzbar. Mit intensivem Geschmack und rustikalem Charakter passt es perfekt in die Küche. Besonders stechen hier das Reh, der Hirsch und der Feldhase hervor, also Wildarten, die in Oberösterreich je nach Region in guten Beständen vorkommen und somit in größerer Menge nachhaltig bejagt werden können.

Wilder Kraftstoff

Vor allem aber gilt Wildbret aus mehreren Gründen als gesunde Alternative zu anderen Fleischsorten. Wildbret ist fettarm, nährstoffreich, reich an Proteinen und ungesättigten Fettsäuren, feinfaserig und nicht zuletzt wohlschmeckend. Aktuelle Ansprüche wie „natürlich“, „biologisch“, „freiland“, „artgerecht“, „ab Hof“, „fettarm“ werden von Natur aus erfüllt.

Die natürliche Ernährung der Wildtiere und ihre ständige Bewegung in der freien Natur ist der Grund, weshalb Wildfleisch frei von künstlichen Zusätzen ist und zugleich einen hohen Gehalt an hochwertigem Eiweiß aufweist. Daher ist es ein sehr wertvolles und gesundes Nahrungsmittel.

Ein weiterer Vorteil von Wildbret sei, dass es frei von Lebendtiertransporten und ohne Schlachtstress direkt aus seinem natürlichen Lebensraum von Jägerinnen und Jägern respektvoll entnommen wird. Eine Fleischgewinnung in dieser Natürlichkeit und mit dem Ziel, den Artenreichtum zu erhalten, ist eine Leistung, die nur die heimische Jagd vollbringen kann und dies wird von immer mehr Menschen geschätzt.“

Wildbretplakette für Gastronomiebetriebe

Mit der Plakette „Ausgezeichnete Wildgerichte aus OÖ. Jagdrevieren“ ehrt der Oberösterreichische Landesjagdverband übrigens regelmäßig Gastronomiebetriebe, die hervorragende Wildküche das ganze Jahr hindurch anbieten und dabei von regionalen Jägern beliefert werden: www.ooeljv.at/home/rund-um-die-jagd/wildbret-rezepte/ausgezeichnete-gastronomie

 

Wildbret ist auch für die „schnelle Küche“ hervorragend geeignet; hier zum Beispiel frische Wildentenbrüste. Foto: Ch. Böck

Tradition in Grün – Brauchtum und Jagd gehören untrennbar zusammen

Über Sinn oder Unsinn von Tradition und Brauchtum lässt sich bekanntlich trefflich streiten. Die Geschichte zeigt jedoch: Überliefert und weitergegeben hat der Mensch stets, was für das gemeinsame Überleben wichtig war. Brauchtum und Tradition sind somit vor allem der notwendige Kitt einer funktionierenden Gesellschaft.

Untrennbar miteinander verbunden sind daher auch Jagd und Brauchtum. Seit jeher ist die Jagd mit Etikette und Traditionen verbunden. Unsere oberösterreichischen Jägerinnen und Jäger pflegen dieses Brauchtum und geben Hintergrundwissen sowie die Geschichte der Jagd an die nicht jagende Bevölkerung weiter.

Das jagdliche Brauchtum ist die Gesamtheit der ungeschriebenen Gesetze im Jagdwesen, sowohl praktisch als auch ethischer Art, die sich die Jäger selbst gaben und die so alt sind wie die Jagd selbst. Dieses Brauchtum unterliegt genauen Regeln und zum Teil einem genauen Zeremoniell, an dem mit mehr oder weniger großen Abweichungen noch heute festgehalten wird. In diesen Sitten und Gebräuchen spiegelt sich die Auffassung vom Weidwerk und Wild, vom Jagen und Hegen wider.

Gelebte Jagd-Tradition lässt sich etwa an den Brüchen fest machen. Gemeint ist nicht der Jäger, der nach einem unachtsamen Schritt im Unterholz unfreiwillig die Flinte mit Krücke und Gips tauschen muss. Vielmehr bezeichnet man als „Bruch“ einen abgebrochenen, grünen Zweig, der nach dem Jagderfolg rechts auf den Hut gesteckt wird. Dafür verwendet man bestimmte Baumarten wie z. B. Fichte, Tanne, Eiche oder Erle. Wird der Bruch auf der linken Hutseite getragen, handelt es sich um den Standesbruch, der bei Jägerhochzeiten, aber auch bei Jägerbegräbnissen zum Einsatz kommt.

Bruchzeichen haben ihren Sinn sowohl im jagdlichen Brauchtum als auch im praktischen Jagdbetrieb. Ursprünglich waren Brüche die Zeichensprache der Jäger. Sie sind fast so alt wie die Geschichte der Jagd. So lange verständigten sich die Jäger durch Bruchzeichen und versehen nach wie vor sich, ihre Hunde und das erbeutete Wild mit Brüchen.

Der „Beutebruch“, hier eine Eiche, wird auf der rechten Hutseite getragen.

Das Geheule um den Wolf

Der Wolf ist gekommen, um zu bleiben – zwischen Jubel und Angst braucht es jetzt Sachlichkeit. Und ein gutes Maßnahmenpaket.

Kein anderer Waldbewohner steht derzeit so im öffentlichen Fokus, kein anderes Tier spaltet so die Meinungen: Der Wolf ist zurück in Österreich. Und er ist gekommen, um zu bleiben. Die Wogen schaukeln sich zwischen Sympathie und Antipathie auf. Die Spannweite reicht von Rufen nach Abschüssen bis hin zu einer möglichst friedlichen Koexistenz mit dem zurückgekehrten Beutegreifer. Nachvollziehbare Argumente gibt es auf beiden Seiten.

In Oberösterreich ist die Wolfs-Lage aktuell noch ruhig. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern wie Tirol und Kärnten gibt es in Oberösterreich zwar entsprechende Sichtungen – zuletzt ging etwa ein Jungwolf im Mühlviertel in eine Lebendtierfalle – grobe “Übergriffe” sind aber bis dato ausgeblieben. Der Schaden, der durch Wolfrisse – abseits vom Wild – heuer entstanden ist, beträgt etwa 1500 Euro. Im Vorjahr wurden noch 7000 Euro an Entschädigungszahlungen an betroffene Landwirte ausbezahlt.

Noch haben wir in Oberösterreich kein Problem mit dem Wolf. Faktum ist aber, dass der Wolf in absehbarer Zeit auch in Oberösterreich in mehreren Regionen unterwegs sein wird. Und da müssen wir uns dessen bewusst sein, dass damit auch zwangsweise Probleme auftauchen werden.

Zu dicht besiedelt und genutzt ist unser Land. Und eben längst keine Wildnis mehr. Der Wolf muss lernen, dass der Mensch sein Feind ist. Wenn man sich osteuropäische Länder ansieht, wo der Wolf, aber auch Bär und Luchs nie ausgerottet wurden, haben sich die Menschen mit diesen Beutegreifern arrangiert – dies ist nur gelungen, weil sie in diesen Ländern Naturräume besaßen und besitzen, die wenig bis kaum besiedelt sind und Wolf und Co vertrieben und nachhaltig bejagt werden, wo sie eben nicht erwünscht sind. Denn gerade der Wolf benötigt Grenzen, die für ihn gefährlich sind.

Ein Leben mit dem Wolf ist eventuell möglich, wenn man die Bedürfnisse der Beteiligten einbezieht – das heißt, sämtliche Sorgen und Ängste der in potenziellen Wolfsgebieten lebenden Bevölkerung. Entschädigungen für vom Wolf gerissene Tiere sind ein kleiner Teil der Lösung. Neben einer ökologischen Raumplanung muss auch die Vertreibung und manchmal auch die Tötung von Wölfen möglich sein.