Wildhege bei Niederwild

Ist die Wildhege heute noch zeitgemäß? Es gebe ja ohnehin genügend Wild. Und wenn Wolf und Luchs sich weiter ausbreiten, hätte sich das mit der Hege ja sowieso erledigt. Immer wieder wird uns Jägern diese Frage gestellt, in dem einseitigen Glauben, Hege sei nur ein Synonym für das Füttern von Wild und führe somit zu dessen Bestandserhöhung, damit wir Jäger mehr zum Schießen hätten. Diese Annahme ist jedoch grundsätzlich falsch!

 

Verpflichtendes Weidwerk

Niederwild HasenUnter dem Begriff „Hege“ versteht man viel mehr als das reine Füttern von Wild in der Notzeit, wie in heißen Sommern oder in kalten Wintern. Jägerinnen und Jäger sind gesetzlich dazu angehalten dafür zu sorgen, dass sich ein artenreicher und angepasster Wildbestand in den Wäldern, Wiesen und Feldern erhalten und entwickeln kann. Dies bedeutet, dass der Bestand der Tiere, die durch ihr Auftreten Schäden verursachen können, wie zum Beispiel Rehwild bei jungen Bäumen oder Wildschweine in Feldern, durch die Jagd auf ein passendes Niveau reguliert werden muss. Aber auch Tiere, die in unserer Kulturlandschaft aufgrund von Lebensraumverlusten immer weiter zurückgedrängt werden, wie Rebhühner oder Fasane, werden mittels Maßnahmen jeglicher Art gefördert. Diese reichen von der Anlage von geeigneten Lebensräumen bis hin zum Schutz eben solcher bedrohten Tierarten vor ihren natürlichen Fressfeinden.

 

Zum Schutz der Lebensräume und des Wildes

Gerade was die Lebensraumgestaltung für bedrohte Tierarten betrifft, kommt den Weidmännern und Weidfrauen eine sehr wichtige Aufgabe zu. Das Pflanzen von Hecken und Streuobstwiesen, aber auch das Anlegen von Brachen oder die Bereitstellung von wildtierfreundlichen Zwischenfrüchten für die Landwirtschaft sind ein wesentlicher und effektiver Bestandteil der Hege. Neben den jagdbaren Tierarten wie zum Beispiel dem Rebhuhn oder dem Feldhasen, profitieren aber auch noch hunderte andere Vögel, Säuger und Insekten von ebensolchen Maßnahmen und genau das ist auch der Grund, warum die Hege, in all ihren Facetten, heute wichtiger ist denn je.

 

Niedewild Rabenkrähen

Aufklärungsarbeit leisten

Dass Reduzieren der Hege auf das reine Füttern ist, als oft mangelnde Kenntnis der wirklich durchgeführten Hegemaßnahmen, völlig fehl am Platz. Die nicht jagende Bevölkerung verkennt hier leider oft den Anteil, den die regionale Jägerschaft an nachhaltigem Artenschutz in ihren Revieren leistet, vor allem in Zeiten immer großflächigerer landwirtschaftlicher Bewirtschaftung von Flächen.

 

 

 

Wie die gesamte Natur von der Zusammenarbeit zwischen Jäger, Naturschutz und Landwirten profitieren kann, zeigt ein vom Niederwildausschuss des Bezirks Braunau ins Leben gerufenes Projekt zur Unterstützung von Rebhuhn, Kiebitz und Co. Weitere Informationen dazu finden Sie unter

http://www.ht1.at/mediathek/7285/Neue_Lebensraeume_fuer_Rebhuhn_Kiebitz_Co.html

Und mehr zum Thema Niederwildhege finden Sie zudem auf der Internetseite des OÖ Landesjagdverbandes

http://www.ooeljv.at/medien/fachartikel/erfolgreiche-niederwildhege-illusion-oder-realitat/

Der Luchs in Oberösterreich

Der 11. Juni ist der Internationale Tag des Luchses: Das scheue Raubtier entzückt und polarisiert. Denn für die einen ist er eine Bereicherung für die Natur und dient zum Erhalt der Artenvielfalt, für andere ist er eine Bedrohung, verscheucht und reißt das Rehwild. Die Experten, Bezirksjägermeister von Rohrbach Martin Eisschiel und Franz Wolkerstorfer, leidenschaftlicher Jäger in Schönegg, tauschen sich über die Pinselohren, die wieder vermehrt in Oberösterreich gesichtet werden, aus.

Martin Eisschiel

BJM Martin Eisschiel (Foto: Lukas Lindorfer)

 

Wie stehen Sie zum Luchs und zu dessen Rückkehr und Wiederansiedelung in Oberösterreich?

Martin Eisschiel: Ich stehe sehr positiv zur Wiedereingliederung des Luchses in unseren Lebensraum und sehe die scheuen Raubtiere als Bereicherung für die Natur. Die verschiedensten Projekte in den Nationalparks dienten und dienen dazu, dass sich die Tiere langsam und in einer geschützten Umgebung akklimatisieren konnten. Mittlerweile wandert die Luchspopulation aus den angrenzenden Nachbarländern, aber auch aus den Nationalparks in ganz Österreich herum und sucht sich selbst ihre lebenswerten Reviere. Sie kennen keine Grenzen. Diese Rücksiedlung der Luchse war ein wichtiger Schritt.

 

 

 

 

Franz Wolkerstorfer

Franz Wolkerstorfer (Foto: Alexander Kaiser)

 

Franz Wolkerstorfer: Grundsätzlich sehe ich es ebenso als sehr positive Entwicklung, dass sich der Luchs bei uns in Oberösterreich wieder ansiedelt. Es bedeutet, dass unsere Kulturlandschaft wieder einen Schritt in Richtung Ursprünglichkeit gemacht hat. Seine Rückkehr zeigt an, dass wir eine intakte Natur haben und das ist natürlich grundsätzlich gut – für Tiere, Pflanzen, Menschen und auch die Jagd.

Luchse sind scheue Tiere, die auch nur nachts unterwegs sind. Konnten Sie dennoch bereits einen Luchs mit eigenen Augen beobachten?

Martin Eisschiel: Ich hatte das große Glück und konnte vor einiger Zeit einen Luchs im Böhmerwaldgebiet beobachten. Ein faszinierendes Erlebnis.

Franz Wolkerstorfer: Sichtungen gab es bereits mehrere, auch ich durfte bei einem Ansitz auf Wildscheine in einer hellen Vollmondnacht den Luchs gemütlich über die Waldwiese spazieren sehen.

 

 

Könnten aufgrund der Rückkehr der Pinselohren auch Probleme auftreten?

Martin Eisschiel: Es könnte auch negative Auswirkungen geben, ja: eine „Überpopulation“ zum Beispiel. Bei einer zu hohen Population und den damit verbundenen vermehrten Rehrissen wird es sehr schwierig, die gesetzlich vorgeschriebenen Abschusspläne zu erfüllen. Denn das Rehwild wird immer mehr zurückgetrieben, es wird für uns Jäger unsichtbar und nachtaktiver. Dadurch wird die Jagd bedeutend schwieriger.

Franz Wolkerstorfer: Ich denke nicht, dass mit der Rückkehr der Pinselohren Probleme auftreten. Der Luchs ist nun eben ein natürlicher Konkurrent für uns Jäger. Allerdings ist das Revier eines Luchspärchens meist über 10.000 Hektar groß. Die Rehe schützen sich ja auch selbst, denn sie werden bei der Anwesenheit vom Luchs sofort vorsichtiger, ziehen unregelmäßiger aus und halten ihre gewohnten Wege nicht mehr ein.

Martin Eisschiel: In der momentanen Situation sehe ich die Population der Luchse im Bezirk Rohrbach bzw. dem Böhmerwaldgebiet als gesichert, aber auch als ausreichend an. Wir zählen circa fünf Tiere und bald ist die Zeit des Nachwuchses. Bei uns im Bezirk sind meiner Meinung nach, keine weiteren Auswilderungen nötig.

Franz Wolkerstorfer: Auch wenn es einige Rehrisse gibt oder geben wird, so fordert der Straßenverkehr wesentlich mehr Rehopfer als der Luchs reißt und an Nahrung braucht.

Martin Eisschiel: Die betroffenen Reviere, in welchen jedoch vermehrt Rehrisse vorkommen, werden immer unattraktiver für Pächter, da auch die Einnahmen durch den Wildbretverkauf fehlen.

Luchse sind ganzjährlich geschont. Wären Sie bei einer zu hohen Population und Problemen für einen Abschuss?

Franz Wolkerstorfer: Es darf zu diesem Zeitpunkt zu keinem Abschuss kommen. Wie bei allen jagdbaren Arten, soll es erst dann erlaubt sein die Luchse zu schießen, wenn es eine wirkliche „Überpopulation“ sowie eine Gefährdung gibt, und damit eben eine Bestandsregulierung notwendig wird.

Martin Eisschiel: Auch ich spreche mich klar gegen einen Abschuss in der momentanen Situation aus. Ich weise bei den Jagdleitersitzungen auch immer wieder auf den Schutzstatus des Luchses hin und kann mich auf die Gesetzestreue meiner Jäger verlassen. Sollte sich ein Jäger jedoch nicht daran halten, muss er natürlich die Konsequenzen selbst tragen und kann keine Nachsicht erwarten.

Wie wird die Rückkehr des Raubtiers in der Jägerschaft angenommen?

Martin Eisschiel: Der Luchs wird von der Jägerschaft als Teil der Natur gesehen und respektiert. Eine enge Zusammenarbeit und das gegenseitige Verständnis des Naturschutzes und der Jägerschaft ist der Grundstein für die Akzeptanz dieser schönen Wildart in unseren Revieren.

Stellt der Luchs, der ja trotz allem ein Raubtier ist, eine Bedrohung für die Bevölkerung dar?

Franz Wolkerstorfer: Der Luchs verbreitet keine Angst in der Bevölkerung. Die allermeisten wissen auch Bescheid, dass er bei uns durch die Wälder streift. Es ist eher so, dass man darauf stolz ist, in einer Gegend zu wohnen, wo die Natur ursprünglich genug ist, dass sich auch der Luchs heimisch fühlen kann.

Der OÖ Landesjagdverband setzt sich gemeinsam mit der OÖ Landesregierung und diversen Naturschutzorganisationen verstärkt für die erfolgreiche und vor allem nachhaltige Besiedelung der Luchse in Oberösterreich ein. Umfangreiche Maßnahmen zur Information über die Pinselohren und Akzeptanzsicherung in der Jägerschaft sowie der breiten Öffentlichkeit, eine Intensivierung des Monitorings und konkrete Artenschutzmaßnahmen ermöglichen ein zukunftsgerichtetes Luchsmonitoring.

Schule und Jagd

Lehrausgang: Den Kindern Wald und Wild näher bringen

Pünktlich um 7:45 Uhr läutet die Schulglocke zur ersten Stunde. In der 3b steht heute Sachunterricht am Stundenplan. Die Klassenlehrerin hat ihre Kinder im Unterricht auf den heutigen Tag vorbereitet und wir, meine Jägerkameraden und ich, werden schon sehnlichst erwartet. Allerlei Wissenswertes und Informatives über das heimische Wild und deren Lebensräume wie Wald, Feld und Wiese haben die Kinder vorab im „Fäustling“, dem Kinderjagdmagazin des OÖ Landesjagdverbands, gelesen und sich Fragen an die Jäger vorbereitet. In der ersten Stunde unterhalten wir uns darüber, was die Kinder schon wissen, die Fragen werden beantwortet und wir erklären, warum wir kein Gewehr dabei haben –  was übrigens immer eine der ersten Fragen ist.

 

Den Wald mit Kinderaugen sehen

Schule und Jagd_Kinder mit JägerDann geht’s ab nach draußen. Erkundet wird ein kleines Waldstück in der Nähe der Schule. Viele der Kinder kennen dies bereits – mit uns entdecken sie es jedoch komplett neu. Die Kinder hören und sehen auf einmal Dinge, die ihnen sonst nie aufgefallen sind. Überall entdecken sie plötzlich Tierspuren, alles wird neugierig bestaunt. Zwischendurch wird natürlich gespielt, der Jägerrucksack ausgepackt und alles genauestens untersucht. Zum Abschluss bitten wir die Kinder um ihre Mithilfe. Müll wird eingesammelt und die Kinder sind entsetzt, was da alles im Wald zurückgelassen wird. Damit das Erlebnis in Erinnerung bleibt, werden Bilderbücher, das Kindermagazin „Der Fäustling“ und in naher Zukunft auch spezielle Malbücher für die ganz Kleinen vom OÖ Landesjagdverband zur Verfügung gestellt.

 

Die Natur erleben

Mit Kindern unterschiedlichsten Alters erlebt man im Laufe der Zeit so einiges. Jedes Walderlebnis mit ihnen verläuft anders. Manche Kinder sind kleine Experten für Greifvögel, andere fürchten sich dann doch ein bisschen vor den Tigern im Wald. Es gibt Kinder, die wollen eigentlich nur wieder schnell nach Hause zur geliebten Spielkonsole, andere wollen gar nicht zuhören, sondern einfach mal nur rennen und schreien. Und wieder andere sind selig, dass sie mit den Jägern einmal in den Wald gehen dürfen und einige können es gar nicht erwarten, bis sie endlich groß sind, um selbst Jägerin oder Jäger zu werden.

 

Die Erlebnisse im Wald müssen nicht inszeniert werden, er liefert sie frei Haus. Vom Bienennest, vor dem wir alle flüchten müssen bis zum Mäusebussard, der nur wenige Meter von dem Ort, wo alle grad liegen und nach oben schauen, samt frisch gefangener Schlange aufblockt, ist das Erlebnisspektrum breit. Jagdliche Einrichtungen wie Hochstand oder Rehfütterung sind ein Dauerbrenner und Fixpunkt, manche Augen weiten sich dann erschrocken, wenn man erklärt, dass man da nicht so ohne weiteres hinaufklettern und herumspazieren darf. Die Jagd geht auch mit der Zeit, deswegen hat man neben dem traditionellen Jagdhorn auch das Handy dabei. Und Höhepunkt der ganzen Aktion ist jedes Mal der Jagdhund, der ist nicht nur voll lieb, sondern auch supergescheit, weil er alle Spuren findet.

 

Jagd ist mehr

Wenn die Kinder zuhause den, manchmal doch skeptischen, Eltern begeistert vom Erlebnis mit den Jägern erzählen und in weiterer Folge beim Wandern daran denken, den Hund anzuleinen und auf den markierten Wegen zu bleiben, beim Schwammerlsuchen keinen Müll zurücklassen, im Winter nicht abseits der gespurten Pisten im Wald wedeln oder abends nicht mit den Rädern durch den Wald brausen, dann hat das Projekt „Schule und Jagd“ Bewusstsein geschaffen. Bewusstsein für ein harmonisches Miteinander im Wald, zum Schutz des Wildes. Die Bevölkerung, vor allem auch bereits die Kleinen im Volksschulalter, soll zudem für heimisches und regionales Wildbret begeistert werden, welches lokal und frisch bei den Jägern zu kaufen ist.

 

Verständnis für die vielfältigen Aufgaben der Jägerinnen und Jäger

Für uns Jäger ist am Wichtigsten, dass die jungen Menschen den Wald als Lebensraum entdecken, den man sehen, hören, riechen und entdecken kann, mit einer unglaublichen Vielfalt an Leben, den es aber auch zu schützen und zu bewahren gilt. Doch muss man in unserer heutigen Konsumgesellschaft mit Regeln, Stress und zunehmenden Freizeitaktivitäten in der Natur verantwortungsvoll mit diesem doch empfindlichen Lebensraum umgehen. Um die Bedeutung der Jagd zu erklären und anschaulicher zu machen, unternehmen viele der oberösterreichischen Jägerinnen und Jäger im Rahmen des Projekts „Schule und Jagd“ seit nunmehr über 30 Jahren mit den Schulklassen ehrenamtlich Lehrausgänge in den Wald, und auch bei den Ferienpassaktionen in den ländlichen Gemeinden ist ein Nachmittag mit den Jägern seit vielen Jahren ein beliebter Fixpunkt des Programms. Mit dieser Aktion vermittelt der OÖ Landesjagdverband Werte und Verständnis für die Bedürfnisse der Tiere, den Erhalt der Lebensräume sowie für die vielfältigen Aufgaben, die die über 19.100 Jägerinnen und Jäger in Oberösterreich aktiv ausüben. Und das Wichtigste darf nicht vergessen werden: Spaß muss es machen, für alle Beteiligten.

 

Mehr Informationen zum Projekt und wie sich Klassen dafür anmelden können finden Sie auf der Internetseite des OÖ Landesjagdverbandes unter http://www.ooeljv.at/jagdbezirke/vocklabruck/schule-jagdliche-ausbildung/