Warum unsere Wildtiere oft eine artgerechte Fütterung brauchen
Der Temperaturabsturz hat auch vor Oberösterreich nicht Halt gemacht, auch wenn es dazwischen wieder wärmer ist. Eisige Kälte und der erste Schnee gaben uns jedenfalls einen Vorgeschmack für die kommenden Monate. In dieser kalten und kargen Zeit sind auch unsere Wildtiere stark gefordert. Gegen die Kälte haben die Wildtierarten ihr Winterkleid und auch die Fettreserven wärmen; mit der Nahrung wird es allerdings knapper: Viele Wildtiere finden aufgrund der modernen Kulturlandschaft zum Zeil wenig Nahrung, ohne deren Nutzung eventuell Schäden für den Menschen einher gehen. Um hier entgegen zu wirken, hat sich der oberösterreichische Landesjagdverband klar pro Wildtierfütterung in Gebieten, die dies erfordern, bekannt.
Wieso die Wildtiere überhaupt zusätzliche Fütterungen benötigen
Konkret geht es bei der Wildtierfütterung darum, dass unsere Wildtiere zwar gut an den Winter – mit ihrem Winterfell und der vorhergegangenen Feistzeit, also das Anfressen von Fettreserven –, aber nicht an unsere zum Teil intensive Kulturlandschaft angepasst sind. Der Bau von Häusern, Straßen und Firmengebäuden wandert immer weiter in die Naturgebiete und letztlich leiden so die Lebensräume von Hirsch, Reh, Rebhuhn und Co. darunter. Die Oö. Jägerschaft achtet gemeinsam mit einigen Landwirten grundsätzlich darauf, den heimischen Wildtieren durch Lebensraumverbesserungen sowie durch Schaffung von Äsungsflächen genügend Nahrung zu bieten. Durch die mittlerweile stark eingeschränkten Wanderungsmöglichkeiten in unserer zerschnittenen und zersiedelten Kulturlandschaft, hat beispielsweise das Rotwild jedoch kaum mehr die Chance, jene Äsungsflächen im Winter aufzusuchen, die es gerne aufsuchen würde. Durch die zahlreichen und unterschiedlichste Naturnutzung des Menschen, können Wildtiere auch die in der kalten Jahreszeit notwendige Ruhe nicht einhalten; zu oft werden sie dabei gestört und verbrauchen mehr Energie als ihnen lieb ist. So kann der Winter schnell zur Notzeit werden. Daher füttern Oberösterreichs Jägerinnen und Jäger bestimmte Wildarten, damit sie leichter zu Nahrung kommen, aber auch, damit sie mache Lebensraumbereiche meiden, wo sie nicht willkommen sind.
Wenn sich große Pflanzenfresser wie Rehe oder Hirsche nämlich in Not befinden, stillen sie ihren Hunger auch an jungen Trieben oder gar an der Rinde der Bäume. Um hier artgerecht und gezielt entgegen zu steuern, werden Wildtierfütterung installiert. Wesentlich ist, dass nur dort gefüttert wird, wo es die Wildtiere auch wirklich brauchen. Grundsätzlich ist das Füttern des Rehwildes zwischen dem 16. September und dem 15. Mai und des Rotwildes zwischen 16. Oktober und 15. Mai erlaubt. Zu früher Beginn ist aber aus verschiedensten Gründen nicht sinnvoll.
Ist die Wildfütterung für unsere Wildtiere überhaupt gesund?
Die Wildfütterung wird von einigen Gruppen in Frage gestellt. Schlussendlich ist sie aber ein Ausgleich für die vom Menschen verursachte Verschärfung der „Schere“ zwischen dem Äsungsangebot im Sommer- und Winterlebensraum, quasi ein Ersatz für verloren gegangenen Winterlebensraum. Tatsache ist aber auch, dass eine Fütterung nur dann Sinn macht, wenn alle Komponenten richtig ausgeführt werden; vom richtigen Futtermittel bis zum Standort und der regelmäßigen Vorlage etc.
Mit einer ordentlichen und artgerechten Wildtierfütterung bietet die Oö. Jägerschaft eine wichtige Unterstützung zur Erhaltung einer interessanten und nachhaltig nutzbaren Anzahl an Wildtieren. Es geht hier auch um den jagdlichen Tierschutzgedanken, jagdrechtliche Aspekte, aber auch um die gezielte Lenkung von Wildtieren in einer immer intensiver genutzten Kulturlandschaft zur Vermeidung von Schäden.
So sieht die Wildtierfütterung in der Praxis aus
Oberösterreichs Jägerinnen und Jäger versorgen das heimische Wild mit art- und wiederkäuergerechtem Futter, das nicht zu energiereich ist und genügend Rohfaseranteil enthält. Futtermittel sind gutes Heu, Silage oder auch eine Mischung mit geringem Getreideanteil. Dabei wird die Wildfuttermischung aus den diversen Komponenten optimal auf die Nährstoffversorgung des Wildes im Winter abgestimmt. Die Standorte der Futterplätze sind an übersichtlichen und trockenen Stellen und bestehen entweder aus Futterkrippen, Futtertischen – an denen das Futter durchgehend für das Wild bereitliegt – oder aus Futterautomaten, aus welchen das Futter aus Vorratsbehältern selbstständig nachrinnt.