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Falknerei ist Zucht, Schutz, Jagd und Kulturerbe

Die Jagd aus luftigen Höhen

Kaum hörbar schweben sie in luftigen Höhen, sind blitzschnell und haben messerscharfe Krallen, mit denen sie ihre Beute greifen, die Greifvögel. Bereits seit Jahrhunderten nutzt der Mensch ihre Jagdfähigkeiten und ist von den Herrschern der Lüfte fasziniert. Mag. Walter Gnigler, Obmann des oberösterreichischen Landesfalknerverbandes und Tierarzt in Timelkamm, gibt im Interview Einblick in das Handwerk der Falknerei, über die stolzen Vögel und die Beizjagd:

 

Herr Gnigler, was ist für Sie nun das besondere an der Falknerei und warum sind Sie Falkner geworden? 

Gerfalke Perla_H.Pendl

Gerfalke „Perla“ vor dem täglichem Training. Foto: H. Pendl

Walter Gnigler: Greifvögel haben mich mit ihrer Anmut und ihrer Stärke bereits in meiner Jugend in ihren Bann gezogen. Die Begegnung mit dem ersten Greifvogel hatte ich bereits als Teenager, als sich ein Sperber im elterlichen Hühnerstall verirrte. Dies animierte mich noch mehr und ich habe die Jagdprüfung abgelegt, denn nur mit einer gültigen Prüfung ist es gestattet, das Handwerk der Falknerei zu erlernen und auszuüben.

 

Jetzt als Falkner ist es für mich jedes Mal wieder erstaunlich, wie eng der Kontakt zwischen mir und meinem Beizvogel ist und welch wichtiger Teil ich in der Wechselbeziehung zwischen Beute und Beutegreifer bin. Dies erlebt man als Weidmann nur sehr selten.

 

Was fasziniert Sie an der Jagd im Allgemeinen?

WG: Als Jäger, Wildtierfotograf und auch als Vogelbeobachter, auch Birdwatcher genannt, nehme ich die Natur mit all ihren Schönheiten umfassend war. Auf jede Kleinigkeit werde ich aufmerksam, und beobachte ich. Nur so ist auch der Erfolg in Form von Beute, Beobachtungen oder Fotos möglich.

 

Wie wird man nun Falkner, geht man in die Lehre?

WG: Die Kunst der Falknerei kann man nur von anderen erfahrenen Falknern wirklich lernen. Es gleicht wirklich einer Lehre. Zahlreiche nationale und internationale Literatur sowie Falknerkurse bieten ein gutes Rüstzeug. Das wohl wichtigste, das man in die Ausbildung mitbringen muss, ist Zeit, denn als angehender Falkner sollte man möglichst viele Stunden und Tage mit seinem Beizvogel verbringen. Zudem sollte ein Falkner ein sehr geduldiger Mensch sein, beharrlich und eine positive Einstellung zur Jagd haben.

 

Was bedeutet Falknerei überhaupt? Und was ist eine Beizjagd?

WG: Eine Beizjagd ist die Jagd mit ausgebildeten Geifvögeln, die Wild in deren natürlichen Lebensraum jagen. Der weitere Begriff „Falknerei“ umfasst das gesamte Umfeld der Beizjagd. Dazu gehören neben der Jagd auch die Haltung, die Ausbildung und die Zucht von Greifvögeln. Aber auch die falknerische Öffentlichkeitsarbeit ist Teil der Falknerei, die in Österreich seit 2012 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt wurde.

Welche Vögel werden für die Beizjagd ausgebildet?

WG: Grundsätzlich eignen sich alle Greifvögel für eine Ausbildung. Auf Grund der Beuteverfügbarkeit wird bei uns hauptsächlich mit Habicht, Adler, Sperber, Uhu und verschiedenen Großfalken, wie Wander-, Saker- oder Gerfalke, auf Niederwild und Rabenvögel gejagt.

Wie verläuft die Abrichtung von Greifvögeln?

Gerfalke Gulliver_A. Bumgerger

Gerfalke „Gulliver“ im Rahmen falknerischer Öffentlichkeitsarbeit (Schloss Parz), Foto: A. Bumberger

WG: Das Wichtigste in der Falknerei ist das Vertrauensverhältnis, das der Falkner gegenüber seinem Vogel aufbaut. Der natürlich vorhandene Fluchtreflex der Tiere wird in der Ausbildung überwunden und der Vogel erkennt, dass vom Menschen keine Gefahr ausgeht. Im österreichischen Tierschutzgesetz ist für die Falknereiausbildung ausdrücklich das vorübergehende Anbinden von Greifvögeln im Rahmen der Ausbildung erlaubt. Meist wird das Vertrauen jedoch über die Fütterung und durch Belohnungen aufgebaut. Gibt der Falkner seinem Vogel „Leckerlis“ bildet sich ein positives Verhältnis zum Menschen aus. Wenn dann der Vogel keine Angst mehr zeigt und verlässlich zum angebotenen Futter kommt, kann er dann auch frei gelassen werden. Er lernt schnell, dass es für ihn einfacher ist, sich seine Nahrung beim Falkner zu holen, als draußen in der Natur, wo er oftmals auch mühselig danach suchen muss. Die idyllische Vorstellung, dass sich ein Greifvogel draußen einfach etwas fangen kann, liegt weit neben der Realität. Der Großteil der in der Natur geborenen Greifvögel stirbt im ersten Lebensjahr, und zwar hauptsächlich durch Hunger.

 

Sobald der Vogel durch das regelmäßige freie Fliegen geschickt und kräftig genug ist, kann versucht werden, Wildtiere zu erbeuten. Bei der Beizjagd werden heimische Wildtiere wie Fasane, Enten, Rebhühner, Hasen, Rehe und Füchse aber auch Elstern und Krähen gejagt. Bei einem erfolgreichen Jagdflug eilt der Falkner seinem Vogel zu Hilfe, damit dieser nicht verletzt wird. So ist ein Habicht zum Beispiel kaum in der Lage einen Hasen selbständig zu töten und braucht dann im Treiben die Hilfe des Falkners. Neben der Jagd werden Greifvögel auch zur Vertreibung von Vogelschwärmen in Obstplantagen oder auf Flugplätzen eingesetzt. Im engen Kontakt zwischen Falkner und Greifvogel entsteht eine einzigartige Partnerschaft.

 

Wie sieht es nun aus, wenn Sie mit Ihrem Greifvogel auf die Jagd gehen?

WG: Ich beize mit meinem 3-jährigen weiblichen Gerfalken „Perla“ hauptsächlich Fasane und Enten. Sämtliches Wild drückt sich, wenn ein Greifvogel über die Felder streicht auf den Boden und ist damit für den Beizvogel oftmals nicht sichtbar.

 

In der Ausbildung der Vögel wird auch moderne Technik eingesetzt, welche ist das und wie funktioniert das?

WG: Eine enorme Innovation in der mehrtausendjährigen Geschichte der Falknerei ist die Entwicklung der Telemetrie, mit der neuerdings die Tiere auch mittels GPS geortet werden können, sowie die immer häufigere Anwendung von Drohnen. So wird, um beim Vogel Geschicklichkeit und Kraft zu fördern, als Trainingsgerät ein Federspiel für Flugwildjäger oder ein Hasenbalg für Bodenjäger eingesetzt. Diese Beuteattrappen werden dabei zunehmend an Drohnen befestigt und Beutetiere können noch besser nachgeahmt werden. Die Falknerei verbindet damit Tradition und Moderne. Die Jagd mit Greifvögeln entstand vor etwa 3.500 Jahren und auch heute wird die Beizjagd noch ausgeführt. Damit setzt man ein wichtiges Zeichen, dass die Jagd mit all ihren Facetten auch an nachkommende Generation weitergegeben wird.

Falke auf Federspiel_H. Pendl

Die Rabenkrähe hat in den letzten Jahren als Beizwild an Bedeutung gewonnen. Hier steht der Falke auf einem Federspiel aus Krähenschwingen. Foto: H. Pendl

 

Mehr Informationen finden Sie auf der Internetseite des OÖ Landesjagdverbandes http://www.ooeljv.at/jagd-in-ooe/falknerei-in-obersterreich/ oder unter http://www.zoef.at/.

Krähen beizen

KrähenbeizeSeit gefühlten Ewigkeiten fahren wir bereits durchs Revier. Es ist wie verhext, keine Krähen. Ich kauere hinter dem Jagdleiter und wir beide halten unseren Blick unablässig auf die Felder und Wiesen gerichtet. „Normalerweise ist da in dieser Gegend alles schwarz, so viele Krähen haben wir“, meint er.  Ich muss ein bisschen grinsen. Typisch, der Vorführeffekt. Erst gestern haben wir telefoniert, den Termin vereinbart. Alles sei voller Krähen, hat er mir versichert, da käme ich bestimmt zu einer Chance. Und heute: absolut nichts. Keine einzige schwarze Feder in Sicht. Plötzlich deutet der Jagdleiter aufgeregt auf einen schwarzen Punkt in der Ferne. Und tatsächlich, hundert Meter entfernt hat eine Rabenkrähe auf einem Begrenzungspflock Platz genommen und beobachtet aufmerksam ihre Umgebung. Hm. Leider nicht. Es tut mir echt Leid, das sagen zu müssen. Die ist viel zu weit weg, und passt außerdem auf. Da haben wir keine Chance, leider. Die Enttäuschung meines Jagdbegleiters ist fast spürbar. Aber es hilft nichts.

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