Krähen beizen
Seit gefühlten Ewigkeiten fahren wir bereits durchs Revier. Es ist wie verhext, keine Krähen. Ich kauere hinter dem Jagdleiter und wir beide halten unseren Blick unablässig auf die Felder und Wiesen gerichtet. „Normalerweise ist da in dieser Gegend alles schwarz, so viele Krähen haben wir“, meint er. Ich muss ein bisschen grinsen. Typisch, der Vorführeffekt. Erst gestern haben wir telefoniert, den Termin vereinbart. Alles sei voller Krähen, hat er mir versichert, da käme ich bestimmt zu einer Chance. Und heute: absolut nichts. Keine einzige schwarze Feder in Sicht. Plötzlich deutet der Jagdleiter aufgeregt auf einen schwarzen Punkt in der Ferne. Und tatsächlich, hundert Meter entfernt hat eine Rabenkrähe auf einem Begrenzungspflock Platz genommen und beobachtet aufmerksam ihre Umgebung. Hm. Leider nicht. Es tut mir echt Leid, das sagen zu müssen. Die ist viel zu weit weg, und passt außerdem auf. Da haben wir keine Chance, leider. Die Enttäuschung meines Jagdbegleiters ist fast spürbar. Aber es hilft nichts.
Die schwarzen Gesellen
Als Krähenfalkner weiß ich, dass man unendlich viel Geduld und Durchhaltevermögen für diese Jagdart benötigt. Und Erwartungen darf man erst recht keine haben. Deswegen heißt es ja auch jagen und nicht sammeln. Das Jagdglück ist einem auch hier nicht immer hold, auch wenn es scheinbar unendlich viele Krähen gibt. Wenn die Gelegenheit nicht passt, bleibt der Vogel auf der Faust. Fehlflüge sind schlecht für die Motivation des Vogels und die ist auch bei unseren geflügelten Jagdkumpanen sehr wichtig.
Viele weitere Faktoren spielen eine wichtige Rolle: das Wetter, die Temperatur und die Kondition des Beizvogels. Wieviel Krähen sitzen in welcher Entfernung? Sind sie wachsam und fluchtbereit? Oder sind sie mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt und unaufmerksam? Oft glaubt man den Jagderfolg bereits in der Tasche, dann eine kleine Unvorhersehbarkeit, und wieder nichts. Dann „sammelt“ man den Beizvogel ein und sucht weiter nach neuen Chancen.
Die Jagd auf die Krähen
Die Krähenfalknerei ist eine der faszinierendsten Jagdarten, aber auch ungeheuer schwierig. Man braucht Durchhaltevermögen, viele freundliche Jagdleiter, die einen im Revier jagen lassen, und allem voran natürlich einen geeigneten Beizvogel. Ob Habicht oder Falke, hängt von der Beschaffenheit des Reviers ab. In Waldstücken, bei kleinen Feldern und Grünflächen ist man mit einem Habicht gut beraten. Bei großen Wiesen, weiten Äckern und kleinen Baumgruppen ist man mit einem Falken besser dran.
Einiges gibt es zu bedenken, bevor man sich überhaupt einen Beizvogel aufstellt.
- Welcher Greifvogel passt zu mir?
- Wie viel Zeit kann ich vor allem in der Beizsaison für die Jagd erübrigen?
- Wie viele Reviere stehen mir für die Krähenfalknerei zur Verfügung?
Viele Gespräche mit vielen Jagdleitern und Jägern werden nötig sein, denn dass der Beizvogel tatsächlich nur Krähen nimmt und keine Beunruhigung des Reviers zu befürchten sein wird, ist keineswegs selbstverständlich. Da braucht es oft viel Aufklärungsarbeit, und natürlich will man auch sehen wie das so funktioniert.
Aber wenn die ersten Hürden gemeistert sind, sich erste Erfolge einstellen, die Bauern sich begeistert zeigen, dass gegen die verflixten Krähen endlich etwas unternommen wird, dann wird auch der Falkner mit seinem Beizvogel gerne gesehener Gast. Denn unglaublich spannend ist es auch, den Vogel bei seinem Jagdflug zu beobachten, da sind sich alle einig. Und auf geht´s, weiter zur nächsten Chance. Denn dort hinter dem nächsten Bauernhof, da sitzen immer jede Menge Krähen. Ganz bestimmt.
Mehr Informationen zur Beizjagd finden Sie auf der Internetseite des OÖ Landesjagdverbandes unter www.ooeljv.at/aktuelles/aktuelles-termine/neue-vorschriften-betreffend-die-bejagung-von-rabenkrahen-und-elstern/ oder beim OÖ Falknerbund unter falknerbund.com/index.php/landesgruppen/oberoesterreich