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Wie kann der Wald uns vor Lawinen schützen?

Lawinen haben gerade jetzt in den schneereichen Wintermonaten Hochsaison. Neben dem vom Menschen erbauten Lawinenschutz, bietet vor allem der Wald seit jeher zusätzliche Sicherheit beim Abgang einer Lawine. Respektvolles Verhalten im Hochgebirgsforst ist daher von besonderer Bedeutung. Der OÖ Landesjagdverband hat mit Forstexperte und Jäger Klaus Schachenhofer über dieses wichtige Thema gesprochen.

 

Wie entstehen überhaupt Lawinen im Gebirge?

Schachenhofer: Eine Lawine entsteht, wenn sich die Schneeoberfläche löst und den Berghang hinabrutscht. Damit eine Schneemasse derart an Haftung verliert, braucht es eine gewisse Hangneigung. Form und Ausrichtung des Hanges können den Abgang ebenfalls beeinflussen. Weiters ist die Mächtigkeit und Schichtung der Schneedecke ein Faktor für den natürlichen Abgang einer Lawine. Eine Lawine kann jedoch auch unerwartet entstehen, indem ein Schneebrett unbeabsichtigt von Skitourengehern, Wanderern aber auch von Wild losgelöst wird. Hat sich die Lawine dann gelöst, wird der Abgang in drei Zonen unterteilt: Die Abbruchzone, die Sturzbahn und zuletzt die Auslaufzone.

 

Wie beeinflussen unsere heimischen Wälder nun einen Lawinenabgang?

Schachenhofer: Prinzipiell kann der Wald eine Lawine nur in der Abbruchzone und der Auslaufzone beeinflussen. Befinden sich in der Abbruchzone keine Bäume entsteht eine homogene Schneedecke. Das heißt, sie ist über die gesamt abgehende Fläche gleich dick und hat eine gleichmäßige Spannung. Dadurch entsteht eine hohe Erosionsenergie, sodass Bäume in der Sturzbahn die Lawinen nicht aufhalten können. Erst in der Auslaufphase kann der Wald die Lawine abbremsen. Befinden sich andererseits Bäume in der Abbruchzone, laufen die Schneemassen nicht einheitlich hinab und es entsteht eine heterogene Schneedecke. Spannungsverläufe können sich dann nicht mehr so schnell entladen, somit bremsen Bäume die Lawine schon früher effizient ab.

 

Welche Bäume sind besonders für das Abbremsen von Lawinen geeignet?

Schachenhofer: In der Abbruchzone sind Fichten sehr nützlich. Aufgrund ihrer großen Oberfläche und immergrünen Beschaffenheit beeinflussen sie den Spannungsverlauf einer Schneedecke erheblich. In der Auslaufzone sind vor allem Lärchen oder auch tiefwurzelige Laubbaumarten hilfreich. Sie können sich durch ihren kräftigen Bau gegen die Lawine stemmen. Aufgrund der Schäden, die durch eine Lawine entstehen, brauchen diese Bäume auch eine Rinde mit gutem Wundheilungsvemögen. Laublose Bäume haben dabei einen großen Vorteil, da der Wind durch die Baumkronen fegen kann und somit weniger Schaden entsteht.

Schutzwald

 

Auf was muss man nun als Wintersportler oder Wanderer im Wald achten, wenn viel Schnee liegt?

Schachenhofer: Für alle Naturraumnutzer im alpinen Gelände ist es wichtig, auf den respektvollen Umgang mit den Wäldern zu achten, da dieser als effizienter und langfristiger Lawinenschutz erhalten bleiben muss. Gekennzeichnete Gehwege oder Skitour-Routen sollten nie einfach verlassen werden. Die Initiative „Respektiere deine Grenzen“ weist die Menschen auf die Bedürfnisse unserer Natur hin und stellt sich schützend vor die sensible Flora und Fauna. Nur so kann unsere Alpenlandschaft auch für nachfolgende Generationen unbeschadet erhalten bleiben.

Schutzwald

Schutzwald: Gemeinsame Verantwortung für unseren Lebensraum

Jagd erfordert Verantwortung. Die oberösterreichischen Weidmänner sind sich in ihrem Tun dieser Verantwortung für die heimischen Wildtiere und deren Lebensräume wie Wiese, Feld und Wald bewusst. Ein gesetzlicher und gesellschaftlicher Auftrag an den OÖ Landesjagdverband mit seinen Mitgliedern sowie an die Forstwirtschaft ist daher auch die Sicherung der vielfältigen Schutzfunktionen unserer heimischen Wälder.

Neben dem unmittelbaren Schutz des Bodens, sichern Schutzwälder in den Bergen v.a. Siedlungen und Verkehrswege gegen Steinschlag, Erdrutsch und Lawinen. Schlägerungen sind in einem Schutzwald nicht gänzlich verboten und in manchen dicht bewachsenen Beständen sogar notwendig, um diese Schutzfunktionen nachhaltig aufrecht zu erhalten und – wo notwendig – verbessern zu können. Das Ziel ist, Waldbestände an sensiblen Standorten zu erhalten und zu verjüngen. Bei der Bewirtschaftung in diesen Wäldern ist noch mehr auf ein ökologisches Gleichgewicht zwischen Natur, Tier und Mensch zu achten.

 

Die Jagd in den Schutzwäldern

Um die Nutz- und Schutzwirkung sowie den Erholungs- und Wohlfahrtsfaktor bestmöglich zu gewährleisten ist eine auf die jeweilige Lebensraumtragfähigkeit abgestimmte Wilddichte anzustreben. Dazu werden ständig maßgeschneiderte und lokale Konzepte für Problemgebiete, welche zum Beispiel unter vermehrtem Wildeinfluss (Verbiss, Schälung) leiden, erarbeiten. Die jagdlichen Maßnahmen sind auf die lebensraumorientierte und wildökologische Raumplanung abgestimmt. Ein konkretes Planungsmodell, das sämtliche Einflüsse der Land- und Forstwirtschaft, des Tourismus´, von lokalen Freizeitnutzern und der Jagd beinhaltet, aber auch die Wildtierlebensraumansprüche (Ruhezonen) berücksichtigt, sollte daher als interdisziplinäres Planungsorgan unbedingt angestrebt werden. Um diese Strategien tatsächlich erfolgreich umzusetzen braucht es natürlich die Bereitschaft der regionalen Jägerschaft, aber auch der anderen Raumnutzer wie Grundeigentümer und Touristiker in den betroffenen Gebieten.

 

Zusammenarbeit für erfolgreichen Schutz

Konkrete jagdliche Maßnahmen, wie eine Regulation und eventuell auch Reduktion des Wildes sowie die gezielte Lenkung von Reh, Hirsch und Co. Können nur dann erfolgreich sein, wenn alle Beteiligten ihren gleich wichtigen Beitrag leisten. Dies kann unter Umständen auch Verzicht und Rückzug bei den jeweiligen Nutzungsansprüchen bedeuten…

Die oberösterreichische Jägerschaft trägt mit ihrem hohen Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Natur und dem Lebensraum Wald sowie mit fachlich korrekten Lösungen zur nachhaltigen Erhaltung und Verbesserungen von Schutzwäldern bei. Ihr wesentlicher Beitrag zur Erhaltung und Förderung von Schutzwäldern kann in seiner Umsetzung jedoch nicht isoliert betrachtet werden, sondern bedarf geradezu der Mitwirkung aller anderer Akteure im sensiblen Lebensraum Schutzwald.

 

Mehr zum Thema finden Sie auf der Internetseite des OÖ Landesjagdverbandes unter http://www.ooeljv.at/jagdbezirke/vocklabruck/bedeutung-der-jagd-fur-den-bezirk/forstabteilung-hr-di-leopold-hofinger/