Zeitgemäße Nähe zur Trophäe
Vorurteil der „Sammlerleidenschaft“ ist im Jagdwesen überholt
Es ist einer der immer wieder erhobenen Vorurteile gegen die heimische Jagd: Jäger würden den Trophäenkult huldigen und in diesem Sinne auch die Jagd ausüben. Doch auch wenn heute noch so manche Forsthäuser und Schlösser mit Geweihen und Gehörnen oder anderen Beutestücken traditionell geschmückt sind, so ist der Zugang zur Jagd heute längst ein vielschichtiger.
Der „Trophäenkult“ ist ein Schlagwort, das auf die moderne Jagd so nicht zutrifft. Auch wenn die Trophäe für den einzelnen Jäger immer noch oft eine Erinnerung an ein vielleicht unvergessliches Jagderlebnis bedeutet: Jagdtrophäen haben heute auch eine biologische Funktion. Vor allem geben sie Aufschlüsse über den Aufbau, die Gesundheit und die Ernährungssituation von Wildbeständen. Sie hat daher nach wie vor, wenn auch in einem völlig anderen Sinne, ihre Bedeutung. Trophäenschauen werden heute als Hegeschauen durchgeführt und geben u.a. Auskunft über die Situation dieser Wildarten und deren Bestand im Lebensraum.
Die „Trophäenjagd“ ist Teil der Jagd und dient der Erinnerung an die Geschichte der Erlegung. Negativ wird es dann, wenn der Abschuss rein auf starke Trophäenträger ausgerichtet ist. Dass dies insbesondere in Oberösterreich nicht so ist, lässt sich eindrucksvoll mit Zahlen belegen: Nicht einmal ein Fünftel der Abschüsse findet bei den Trophäenträgern statt! Des Weiteren gibt es in Oberösterreich seit etwa 30 Jahren die Abschussplanverordnung, die sich am Schalenwildeinfluss im Wald orientiert und die Aufteilung der zu erlegenden Tiere vorgibt. Die Trophäe ist demnach ein „Nebenprodukt der Abschüsse“, die ohnehin geschehen – und auch Kulturgut.
Ein Blick auf die jüngste Jagdstatistik 2021/22 zeigt, dass nur ein geringer Teil des Gesamtabschusses auf „Trophäenträger“ fällt: Von 80883 Rehen wurden 26477 Böcke (vom Jährling bis zum alten Rehbock) erlegt. Mehrjährige Böcke, also jene mit eigentlichen Trophäen, wurden 12811 erlegt, das sind 15,84 Prozent. Der Rest sind Geißen und Kitze.
Von 4020 erlegten Stücken Rotwild wurden 1074 Hirsche (vom einjährigen bis alten) gestreckt. Trophäenträger (Hirsche der Klassen I und II) wurden 302 Stück oder 7,5 % erlegt. Der Rest Tiere, also weibliches Wild, und Kälber.
In diesem Zusammenhang ist die so genannte Winterfütterung zu sehen, die nicht der „Trophäenzucht“ dient, sondern der Wildeinflussminimierung im Wald und Lenkung von Wildbeständen in der Kulturlandschaft in Bereiche, wo wenig Schaden zu erwarten ist.
Die Statistik zeigt jedenfalls eindrucksvoll, dass das alte Vorurteil der reinen Trophäenjagd längst nicht mehr stimmt. Die Jagd ist heute keine snobistische Betätigung elitärer Kreise. Jeder, der die erforderlichen Qualifikationen nachweist, kann Jäger werden. Und dazu zählt vor allem eines: Der Natur den nötigen Respekt entgegenzubringen. Jagd ist Naturschutz durch nachhaltige Naturnutzung.