Lebendige Erinnerung

Eine Jagdtrophäe ist für viele Jäger gelebte und erlebte Erinnerung. Bei jedem Anblick dieser versetzt sie ihn zurück in einen Moment des Erlebnisses, der Dankbarkeit und Ehrfurcht.

Die Entscheidungen bei jedem Schuss, die der Jäger trifft, sind frei von Emotionen, sondern rein sachlich und weidmännisch zu wählen. Immerhin entscheidet dieser über Leben und Tod. Seine richtige Wahl zeichnet einen weidgerechten Jäger aus.

Die Trophäe ist auch ein Weiser, ob es ein richtiger oder falscher Abschuss war, wobei Richtig oder Falsch die Entscheidung des Abschusses nicht aussagekräftig unterstützen. Eigentlich sollte es heißen, passend oder unpassend. Den nur der Jäger allein weiß, was bei ihm im Revier ein eben passendes oder ein weniger passendes Wild ist und erlegt werden kann. Darum ist es bei der Bewertung einer Trophäe nicht wichtig wie gut oder stark sie ist, sondern ob es das richtige Stück war und zum Beispiel der Alters- oder Sozialstruktur der Wildart entsprochen hat.

Die Jahre vergehen und manch Hauseingang, Wohnzimmer oder Stiegenaufgang wird von etlichen „Erinnerungen“ geziert. Und endet ein jagdliches Leben, so bleiben die Trophäen oft ein unbedeutsames Überbleibsel für die Angehörigen. Oft wissen die Erben mit den Trophäen nichts anzufangen und so finden sie bestenfalls den Weg in kunstvolle Hände.

Farbenfroh in Schwarz, Gold, Glitzer und/oder Pink ziehen diese „veredelten“ Stücke unbedacht in ein neues Zuhause, ohne jeglichen Hintergrund zu hinterfragen, welche Geschichte sich in dem nun „neuen“ Kunstobjekt verbirgt. Immerhin war es einmal eine „lebendige Erinnerung“.

Grünes Herz

Als überzeugter Naturschützer und leidenschaftlicher Jäger ist der Wald quasi mein zweiter Lebensraum. Die Dramatik, mit der der Klimawandel unserer grünen Lunge zusetzt, ist daher für mich besonders erschreckend. Es ist höchst an der Zeit, dass wir erkennen, dass der Wald unsere Klimaschutzfabrik ist. Und in dieser grünen „Fabrik“ stehen die Warnsignale auf dunkelrot. Der Klimawandel und der damit verbundene Waldumbau betreffen die Jagd besonders. Eine Herausforderung dieser Dimension haben wir in der Vergangenheit kaum erlebt. Oberösterreichs Jägerinnen und Jäger sind sich jedenfalls ihrer Verantwortung bewusst.
Eine Schlüsselrolle spielt künftig die Verjüngung des Waldes mit standortgerechten Baumarten. Zentral für dieses Ziel sind dabei angepasste Wildbestände – und damit die Jagd. Aber was sind angepasste Wildbestände? Nicht die Zahl der Wildtiere ist dabei relevant, sondern auch, wie der Lebensraum sonst noch ausgestattet ist! Gibt es anderweitige nutzbare Nahrung für Wildtiere? Können möglichst viele Bereiche von Wildtieren ohne Angst vor dem Menschen genutzt werden ohne auf die Nachtstunden auszuweichen? Wie wird die Winterfütterung im Sinne einer vernünftigen Lenkung eingesetzt? Gibt es noch Ruhebereiche?
Wichtig ist, dass wir gemeinsam den Fokus auf einen zukunftsfähigen Wald mit artenreichen Wildbeständen legen. Nur wenn wir alle auf Augenhöhe agieren, wird es möglich sein, die Grundlage für einen gesunden Wald von morgen zu schaffen. Die Natur sagt Weidmannsdank!