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Die Zukunft der Jagd

Wo die Jagd in 10, 20 oder 30 Jahren stehen wird oder viel mehr, was sich die Menschen in Österreich von der Jagd in Zukunft erwarten, beschäftigt längst nicht nur uns Jäger. Wildtiere stehen im Fokus unterschiedlicher Interessen und dies drückt sich in sehr ungleichen Bewertungen oder Positionierungen aus. Alleine deswegen müssen wir Jägerinnen und Jäger uns auch intern mit dieser bedeutenden Frage auseinandersetzen und mögliche Antworten in unseren Kreisen und Jagdverbänden diskutieren.

Dabei sind unvorhersehbare Veränderungen wie z.B. geopolitische Ereignisse (Kriege, Völkerbewegungen und globale Krisen) nicht vorhersehbar und damit nicht kalkulierbar. Flexibilität sowie notwendige Veränderungsbereitschaft sind Prädikate, die für die Zukunft der Jagd genauso bedeutend sein werden wie ein ehrliches, transparentes und authentisches Bekenntnis zu dem, was wir Jäger tun. In Zukunft wird es weiterhin zahlreiche unterschiedliche und individuelle Beweggründe für den einzelnen Jäger geben, sich für die Jagd zu entscheiden. Neben den vielen Aufgaben, Herausforderungen und Dienstleistungen, die wir für die Allgemeinheit, aber auch für die Grundeigentümer zu erbringen haben, sollten wir trachten, einige verbindende Grundsätze und Werte der Jagd zu kommunizieren und dafür einzustehen:

Jagd ist mehr als Lebensraum- und Wildtiermanagement.

Jagd ist mehr als Beute machen und streben nach Beute.

Jagd ist mehr als Trophäenernte und Freude an guten Strecken.

Jagd ist mehr als Dienstleistung und Pflichterfüllung.

Jagd ist mehr als Einsatz für Artenschutz und Biodiversität.

Diese Liste könnte man noch lange fortsetzen. Jagd beinhaltet all diese Bereiche und ist noch mehr. Jagd ist das besondere, unbeschreibliche Ereignis, das uns Jägerinnen und Jäger in  seinen Bann zieht. Ein unerschöpfliches und einzigartiges Eintauchen und Verschmelzen mit der Natur, mit allem, was dazu gehört und deren Teil wir auch sind. Freude und Begeisterung am Leben genauso wie ein Bekenntnis zur Nutzung. Das ist die Vergangenheit, die Gegenwart und auch die Zukunft der Jagd.

Im Interview: Der Landesjägermeister über seine Aufgaben

Im April wurde Herbert Sieghartsleitner zum neuen oberösterreichischen Landesjägermeister gewählt. Der 54-Jährige, der seit über 36 Jahren die Jagd ausübt und von 2013 bis 2019 stellvertretender Landesjägermeister war, beantwortet in einem Interview Fragen zu seinem nunmehrigen Aufgabenbereich.

 

Lieber Herr Landesjägermeister Sieghartsleitner, was ist Ihre Hauptaufgabe als Landesjägermeister?

Gemeinsam mit meinen Stellvertretern BJM Ing. Volkmar Angermeier und Ing. Andreas Gasselsberger, dem Delegierten des Bezirkes Ried, repräsentiere ich in der Rolle des Landesjägermeisters für die nächsten sechs Jahre den OÖ. Landesjagdverband und dessen rund 19.400 aktive Jägerinnen und Jäger nach außen. Dieser repräsentativen und auch fachlichen Aufgabe komme ich bei zahlreichen Veranstaltungsbesuchen, Verhandlungen, Besprechungen etc. meist täglich nach.

Welche Dinge fallen dabei in Ihren Aufgabenbereich?

Grundsätzlich verantworte ich neben der Repräsentation der gesamten Jägerschaft Oberösterreichs zahlreiche Aufgaben wie beispielsweise den Vorsitz des Vorstands des OÖ. Landesjagdverbandes, bei Landesjagdausschusssitzungen, dem höchsten Gremium des OÖ LJV, und im Landesjagdbeirat. Ich leite zudem die Geschäfte mit Hilfe des Geschäftsführers Mag. Christopher Böck und vollziehe die Beschlüsse des Landesjagdausschusses und des Vorstandes.

 

Meine Aufgabenbereiche sind weitreichend und mit vielen Beteiligten vernetzt. Eine meiner Kernaufgaben ist bestimmt die bestmögliche Abstimmung mit Grundeigentümern, also den Land- und Forstwirten, deren Vertretung in der Landwirtschaftskammer und unseren politischen Verantwortungsträgern. Themenbereiche wie Öffentlichkeitsarbeit sowie Aus- und Weiterbildung werden mich in den nächsten Jahren besonders beschäftigen.

 

 

 

Welche Ziele haben Sie sich in Ihrer Amtszeit gesetzt?

Meine klare Zielsetzung ist, die vielfältigen und großartigen Leistungen der Jägerschaft als besonderen Wert für die Gesellschaft zu benennen und damit das Ansehen der Jagd und jenes der Jägerinnen und Jäger zu stärken. Denn die Jagd ist nicht nur unsere große Leidenschaft, sondern auch ein wichtiger Beitrag für die Allgemeinheit. Besonders wichtig ist mir dabei, den Dialog zur nichtjagenden Bevölkerung zu intensivieren und den Wert der Jagd für unsere Gesellschaft darzustellen. Auch möchte ich die Kommunikation zwischen den Jägern fördern. Besonders am Herzen liegt mir das Thema Frauen in der Jagd. Sie haben in den letzten Jahren die Jagd intensiv mit- und neu gestaltet. Zwei weitere große Themen, die wildökologische Raumplanung und der Forst-Jagd-Dialog, gehören ebenfalls zu meinen Hauptaufgaben.

 

 

Sie haben die Themen wildökologische Raumplanung angesprochen. Worum geht es dabei konkret?

Eine große Herausforderung in den kommenden Jahren ist die Schaffung von Rückzugsgebieten für unsere Wildtiere, also eine wildökologische Raumplanung. Die OÖ. Jägerschaft beschäftigt schon länger, dass der Druck im Naturraum – der zum Teil bereits intensiven Kulturlandschaft, begrenzt ist und von dem es keinen zweiten gibt – immer weiter wächst. Neben der Jagd sowie der Land- und Forstwirtschaft gibt es natürlich auch zahlreiche andere Nutzer, die sich in der Natur bewegen. Dafür haben wir volles Verständnis. Was wir fordern, ist aber eine gewisse Ordnung. Wir brauchen diese wildökologische Raumplanung, damit der oberösterreichische Naturraum auch für die nächsten Generationen erhalten bleibt. Dafür ist ein Schulterschluss zwischen allen Naturraumnutzern und Lebensraumgestaltern erforderlich.

 

Unsere heimischen Wildtiere als auch die nachhaltige Jagd haben dann eine Zukunft, wenn sie Teil einer umfassenden Abstimmung mit allen Naturraumnutzern und Lebensraumgestaltern sind. Hierfür benötigen wir eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Grundbesitzern aus der Land- und Forstwirtschaft, Politik und uns Jägerinnen und Jägern. Für mich stellt die wildökologische Raumplanung ein Kernprojekt für die Zukunft dar. Die relativ ungestörten Lebensräume werden immer knapper, weil die Ansprüche der Menschen immer mehr werden. Wir benötigen jetzt eine geordnete Einteilung und Nutzung der Lebensräume. In zehn Jahren ist vieles zu spät.