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Achtung Sprengzeit! – Jetzt kommt Bewegung ins Revier!

Keine Angst, so gefährlich und explosiv wie die Überschrift klingt, geht es bestimmt nicht her!

Sprengzeit, Blattzeit oder Brunft wird die Fortpflanzungszeit des Rehwildes genannt. Und diese Zeit ist genau jetzt!

Was bedeutet das konkret?

Ist eine Rehgeiß paarungswillig, kann der Bock sie anhand ihres Geruches aufspüren. Nun beginnt das große Treiben – die Geiß lässt sich vom Bock über einen längeren Zeitraum jagen. Dabei geht es meist in hohem Tempo rücksichtslos über Stock und Stein.

Autofahrer sind gut beraten, gerade jetzt sehr vorsichtig zu fahren und mit plötzlich auftauchenden Rehen zu rechnen!

Nach einer ausgiebigen Jagd erfolgt die eigentliche Fortpflanzung – der Jäger sagt: „Die Geiß wird beschlagen.“ Rund 40 Wochen werden nun vergehen, ehe sie dann circa im Mai ihre Kitze „setzt“ (= zur Welt bringt). Dabei sind 1 – 2 Jungtiere normal, immer wieder kommen auch Drillinge vor.

Besonders zu erwähnen ist dabei die verlängerte Tragezeit des Rehwildes. Zwischenzeitlich wird nämlich eine sogenannte „Keimruhe“ eingelegt. Dadurch fällt weder die Brunft, noch die Setzzeit in die kalte, nahrungsärmere Jahreszeit. Ein bemerkenswerter Trick der Natur!

 

 

Wenn der Bock einfach Bock hat: Liebesrausch im Wald

Und doch wird dabei nicht blind über Wald und Wiesen gehetzt. Auf den ersten Blick scheint es zwar, dass die Böcke die Geißen hetzen, das sogenannte Treiben. Wenn man dieses Treiben jedoch genau beobachtet, dann ist es eigentlich genau umgekehrt – die Geißen „ziehen“ die Böcke. Die Männchen prüfen dabei die Paarungsbereitschaft der Weibchen, da diese nur etwa zwei Tage lang fruchtbar beschlagen, also begattet werden können.

Weite Kreise

Das ganze Ritual der Fortpflanzung beginnt mit dem Suchen und dem Angaloppieren der Geiß durch den Bock, wobei die Geiß flüchtet und der Bock ihr folgt. Dieses erste Treiben führt das Paar oft 500 Meter vom Ausgangspunkt weg bis sie das Schauspiel abbricht und stoppt. Die Geiß fordert den Bock zum Beschlag (Begattung) auf, flüchtet jedoch wieder, wobei sie diesmal in ein fast zeitlupenartiges Tempo verfällt. Das anschließende zweite Treiben dauert zwischen zwei und zehn Minuten und hinterlässt durch wiederholt ausgeführte Kreisbahnen oder Achterschlingen so genannte „Hexenringe“ in Wiesen und Feldern. Der Bock hängt förmlich am Hinterteil der Geiß, wobei diese beim zweiten Treiben regelmäßig Kontaktlaute von sich gibt.

Für passionierte Jäger startet mit der Rehbrunft eine der wohl spannendsten Tage im Jagdkalender. In der zweiten Hälfte, gegen Ende der Brunft, beginnt die eigentliche Blattzeit, die hohe Zeit für passionierte Rehwildjäger.

Vorsicht im Straßenverkehr

Der Grund ist der zahlenmäßige Rückgang brunftiger Geißen und Schmalrehe. Die meisten sind jetzt „beschlagen“, sind also von einem Rehbock begattet worden. Und stehen nicht mehr mit den Böcken zusammen. Jetzt suchen die Rehböcke auch außerhalb ihrer Territorien nach noch immer brunftigen, bisher nicht oder erfolglos beschlagenen Geißen.

Während also der Bock verliebt ist und der Jagdfreund frohlockt, heißt es für Autofahrer während der Brunft-Zeit besonders vorsichtig zu sein. Denn die Gefahr für Wildunfälle ist gerade in den kommenden Wochen besonders hoch. Da Liebe bekanntlich blind macht, nehmen die Tiere nämlich kaum Rücksicht auf Straßen und Fahrzeuge.

Ein älterer Rehbock sucht gegen Ende der Brunft noch Rehgeißen auch über die Territoriengrenzen hinaus. Foto: N. Mayr