Wenn der Bock einfach Bock hat: Liebesrausch im Wald
Und doch wird dabei nicht blind über Wald und Wiesen gehetzt. Auf den ersten Blick scheint es zwar, dass die Böcke die Geißen hetzen, das sogenannte Treiben. Wenn man dieses Treiben jedoch genau beobachtet, dann ist es eigentlich genau umgekehrt – die Geißen „ziehen“ die Böcke. Die Männchen prüfen dabei die Paarungsbereitschaft der Weibchen, da diese nur etwa zwei Tage lang fruchtbar beschlagen, also begattet werden können.
Weite Kreise
Das ganze Ritual der Fortpflanzung beginnt mit dem Suchen und dem Angaloppieren der Geiß durch den Bock, wobei die Geiß flüchtet und der Bock ihr folgt. Dieses erste Treiben führt das Paar oft 500 Meter vom Ausgangspunkt weg bis sie das Schauspiel abbricht und stoppt. Die Geiß fordert den Bock zum Beschlag (Begattung) auf, flüchtet jedoch wieder, wobei sie diesmal in ein fast zeitlupenartiges Tempo verfällt. Das anschließende zweite Treiben dauert zwischen zwei und zehn Minuten und hinterlässt durch wiederholt ausgeführte Kreisbahnen oder Achterschlingen so genannte „Hexenringe“ in Wiesen und Feldern. Der Bock hängt förmlich am Hinterteil der Geiß, wobei diese beim zweiten Treiben regelmäßig Kontaktlaute von sich gibt.
Für passionierte Jäger startet mit der Rehbrunft eine der wohl spannendsten Tage im Jagdkalender. In der zweiten Hälfte, gegen Ende der Brunft, beginnt die eigentliche Blattzeit, die hohe Zeit für passionierte Rehwildjäger.
Vorsicht im Straßenverkehr
Der Grund ist der zahlenmäßige Rückgang brunftiger Geißen und Schmalrehe. Die meisten sind jetzt „beschlagen“, sind also von einem Rehbock begattet worden. Und stehen nicht mehr mit den Böcken zusammen. Jetzt suchen die Rehböcke auch außerhalb ihrer Territorien nach noch immer brunftigen, bisher nicht oder erfolglos beschlagenen Geißen.
Während also der Bock verliebt ist und der Jagdfreund frohlockt, heißt es für Autofahrer während der Brunft-Zeit besonders vorsichtig zu sein. Denn die Gefahr für Wildunfälle ist gerade in den kommenden Wochen besonders hoch. Da Liebe bekanntlich blind macht, nehmen die Tiere nämlich kaum Rücksicht auf Straßen und Fahrzeuge.
Ein älterer Rehbock sucht gegen Ende der Brunft noch Rehgeißen auch über die Territoriengrenzen hinaus. Foto: N. Mayr