Schlagwortarchiv für: Klima

Klimaerwärmung macht auch vor unserem Rehwild nicht Halt

Noch nie waren Klimaschutz und die Folgen der Klimaerwärmung medial präsenter als jetzt. Der Klimawandel verändert unser Leben, unsere Landschaft und auch das Leben unserer Wildtiere.

In den nächsten Jahren müssen wir vermehrt mit Hitzewellen, örtlichen Starkregen mit Überflutungen, weniger Schnee und gebietsweise starker Trockenheit in Österreich bzw. in Europa rechnen. Auch unsere Wildtiere leiden unter diesen Klimaänderungen.
Bezugnehmend auf einen Jagdbezirk in der Steiermark musste in den letzten Jahren festgestellt werden, dass das Durchschnittsgewicht beim Rehwild leicht gesunken ist. Auffällig dabei ist vor allem, dass die deutlichsten Rückgänge bei den Kitzen zu verzeichnen sind.
Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass die Klimaerwärmung auch vor unserem Rehwild nicht Halt macht.

Die Brunft beim Rehwild findet – wie gewohnt – Ende Juli/Anfang August statt. Nach der danach einsetzenden Keimruhe bei den Geißen, beginnt sich Ende Dezember bzw. Anfang Jänner der Embryo in der Gebärmutter zu entwickeln.
Im Mai ist es dann so weit, und die Kitze erblicken das Licht der Welt.
Zu dieser Zeit ist die Vegetation allerdings schon meist deutlich fortgeschrittener als noch vor 20 Jahren, und die Geißen finden nicht mehr diese nahrhafte und frische Biomasse vor, die sie für eine optimale Versorgung der Kitze benötigen würden.
Eine schlechte Futterqualität bedeutet, dass sich Kitze deutlich schlechter und langsamer entwickeln.

Grundsätzlich wachsen Kitze vor allem in den ersten Wochen ihres Lebens sehr schnell, was für Feindverhalten und Flucht notwendig ist. Wenn die Nahrungsqualität und die klimatischen Gegebenheiten im Frühling und im heißen Sommer schlecht sind, können Kitze nicht jene Fettreserven anlegen, die sie bräuchten, um gesund und ungefährdet über den Winter zu kommen.

In den Sommermonaten ist es schwierig, das Rehwild zu unterstützen und mit Wasser zu versorgen, da Rehe im Sommer territorial leben und keine Notgemeinschaften (wie im Winter) bilden.
Im Sommer bräuchten wir unzählige kleine Wasserstellen und eine Vielzahl an Wildwiesen mit lockeren und feuchten Böden, um dem Rehwild über die heißen und trockenen Sommermonate zu bringen. Wer kümmert sich um diese biotopverbessernden Maßnahmen? Natürlich Jägerinnen und Jäger … wer sonst?

Die Notzeit für unser Rehwild ist schon lange nicht mehr im Winter, sondern eindeutig im Sommer. Da ist nämlich das Rehwild oft wochenlang damit konfrontiert, dass es kein Wasser und keinen Tau gibt.

Foto: GF Ch. Böck

Grünes Herz

Als überzeugter Naturschützer und leidenschaftlicher Jäger ist der Wald quasi mein zweiter Lebensraum. Die Dramatik, mit der der Klimawandel unserer grünen Lunge zusetzt, ist daher für mich besonders erschreckend. Es ist höchst an der Zeit, dass wir erkennen, dass der Wald unsere Klimaschutzfabrik ist. Und in dieser grünen „Fabrik“ stehen die Warnsignale auf dunkelrot. Der Klimawandel und der damit verbundene Waldumbau betreffen die Jagd besonders. Eine Herausforderung dieser Dimension haben wir in der Vergangenheit kaum erlebt. Oberösterreichs Jägerinnen und Jäger sind sich jedenfalls ihrer Verantwortung bewusst.
Eine Schlüsselrolle spielt künftig die Verjüngung des Waldes mit standortgerechten Baumarten. Zentral für dieses Ziel sind dabei angepasste Wildbestände – und damit die Jagd. Aber was sind angepasste Wildbestände? Nicht die Zahl der Wildtiere ist dabei relevant, sondern auch, wie der Lebensraum sonst noch ausgestattet ist! Gibt es anderweitige nutzbare Nahrung für Wildtiere? Können möglichst viele Bereiche von Wildtieren ohne Angst vor dem Menschen genutzt werden ohne auf die Nachtstunden auszuweichen? Wie wird die Winterfütterung im Sinne einer vernünftigen Lenkung eingesetzt? Gibt es noch Ruhebereiche?
Wichtig ist, dass wir gemeinsam den Fokus auf einen zukunftsfähigen Wald mit artenreichen Wildbeständen legen. Nur wenn wir alle auf Augenhöhe agieren, wird es möglich sein, die Grundlage für einen gesunden Wald von morgen zu schaffen. Die Natur sagt Weidmannsdank!