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Achtung Sprengzeit! – Jetzt kommt Bewegung ins Revier!

Keine Angst, so gefährlich und explosiv wie die Überschrift klingt, geht es bestimmt nicht her!

Sprengzeit, Blattzeit oder Brunft wird die Fortpflanzungszeit des Rehwildes genannt. Und diese Zeit ist genau jetzt!

Was bedeutet das konkret?

Ist eine Rehgeiß paarungswillig, kann der Bock sie anhand ihres Geruches aufspüren. Nun beginnt das große Treiben – die Geiß lässt sich vom Bock über einen längeren Zeitraum jagen. Dabei geht es meist in hohem Tempo rücksichtslos über Stock und Stein.

Autofahrer sind gut beraten, gerade jetzt sehr vorsichtig zu fahren und mit plötzlich auftauchenden Rehen zu rechnen!

Nach einer ausgiebigen Jagd erfolgt die eigentliche Fortpflanzung – der Jäger sagt: „Die Geiß wird beschlagen.“ Rund 40 Wochen werden nun vergehen, ehe sie dann circa im Mai ihre Kitze „setzt“ (= zur Welt bringt). Dabei sind 1 – 2 Jungtiere normal, immer wieder kommen auch Drillinge vor.

Besonders zu erwähnen ist dabei die verlängerte Tragezeit des Rehwildes. Zwischenzeitlich wird nämlich eine sogenannte „Keimruhe“ eingelegt. Dadurch fällt weder die Brunft, noch die Setzzeit in die kalte, nahrungsärmere Jahreszeit. Ein bemerkenswerter Trick der Natur!

 

 

Verbiss im Wald und im Garten

Verbiss: Wirkungsvoller Schutz für Sträucher und Bäume

Alfred Weinbergmair Verbiss im GartenSie schälen, schlagen, fegen oder verbeißen. Das heimische Wild richtet durch an- und abnagen der Triebe von Bäumen, Sträuchern und Blumen oftmals erhebliche Schäden an. Diese Wildschäden können durch natürliches oder durch das von Menschen verursachte Verhalten ausgelöst werden. Der OÖ Landesjagdverband ist mit seinen rund 19.100 Jägerinnen und Jägern sehr bemüht, diese Wildschäden mit Hilfe einer nachhaltigen Jagd so gering als möglich zu halten und den Wildbestand zu regulieren, damit dieser für die Land- und Forstwirtschaft erträglich ist. Denn bei Schäden werden die Weidmänner und Weidfrauen schuldunabhängig zur Verantwortung und Kassa gezogen.

 

 

Pflichtbewusstsein gegenüber Wild und Natur

Verbiss verlangsamt das Wachstum der Pflanzen; bei Keimlingsverbiss findet keine oder zu wenig Naturverjüngung statt und bei starkem Verbiss oder bei verfegen von Jungpflanzen sterben diese ab. Dabei unterscheiden Jägerinnen und Jäger folgenden Wildeinfluss:

 

Schälung

Beim Schälen wird die Rinde entweder plätzeartig abgenagt oder streifenartig abgezogen, was zu Fäulnis oder gar Absterben des Baumes führt. Sogar bei kleineren Schälungen treten holzzerstörende Pilze ein und das Wild geht zu Schaden in den forstwirtschaftlichen Kulturen. Schälschäden können durch Rotwild (Hirsche und Hirschkühe), Muffelwild (Mufflon), Sikawild, Damwild und Feld- oder Schneehasen verursacht werden. Aber auch Rinder, Pferde und Ziegen können schälen!

 

Schlagen

Eventuelle Schlagschäden entstehen durch das Abschlagen der Baumrinde durch das Geweih oder Gehörn. Diese Schlagschäden können durch Hirsch, Rehbock (jeweils Geweihträger) oder Gamswild (Gämsen), Mufflon sowie Steinwild (Steinbock; jeweils Hornträger) entstehen. Das Schlagen dient unter anderem zur Markierung der Reviere bzw. der Kampfersatzhandlung.

 

Fegen

Durch das Reiben des Geweihs von Reh- und Rotwild an Büschen und jungen Bäumen, um den Bast zu entfernen, wird die Rinde verletzt, was in weiterer Folge zum Absterben führen kann.

 

Verbiss

Die Tiere nagen frische Triebe und Knospen von Kräutern, Bäumen oder Sträuchern. Alle wiederkäuenden Schalenwildarten, aber auch Kaninchen und Hasen verursachen diesen Wildeinfluss.

Schlagschaden Verbiss im Garten

Maßnahmen, um den Wildeinfluss zu verringern, damit keine Schäden entstehen, können freiwillig durch die Jägerinnen und Jäger, in Abstimmung mit den Waldbesitzern, durchgeführt werden. So werden z.B. in neu bepflanzten Forstflächen Triebe mit Einstreichmittel bepinselt oder die angelegten Kulturen komplett eingezäunt. Verbiss kann jedoch nie gänzlich verhindert werden. Vor allem der Druck Freizeit suchender Menschen wird immer mehr und die zahlreichen Leute abseits der Wege und Routen stressen die Tiere zunehmend. Das heimische Wild wird durch die Naturliebhaber in den Ruhe- und Nahrungszeiten gestört und verursacht durch plötzliches Aufscheuchen und somit hohem Energieverbrauch Wildschäden.

 

Verbiss im eigenen Garten verhindern

Rehwild kommt auf der Suche nach Nahrung auch in Wohngebiete. Die Verantwortung für Schäden in Hausgärten müssen die Jägerinnen oder Jäger nicht tragen. Um Bäume, Sträucher und Blumen im eigenen Garten zu schützen, können nachstehende Tipps angewendet werden:

 

  • Chilipaste auf die Triebe streichen

Chili ist ein besonderes Abschreckungsverfahren. Durch die feine Witterung der heimischen Wildtiere wird die scharfe Chilipaste bereits in der Entfernung gerochen. Dazu Chilipulver mit etwas Öl zu einer streichfähigen Paste verrühren. Diese mit einem Pinsel an den Stamm der jungen Obstbäume und die Triebe der Rosen streichen. Auch der Zaun kann punktuell bestrichen werden. Die Tiere meiden den Kontakt und verschonen die Pflanzen.

 

  • Schafwolle ins Grün hängen

Ungewaschene Schafwolle, also eigentlich das Schaffett, hält Rehe wirkungsvoll vom Verbiss ab und schützt so Sträucher und Jungbäume im Garten.

 

  • Parfum im Garten versprühen

Es handelt sich zwar nicht um Wild, aber besonders in der Erde lebende Tiere wie Wühlmäuse und Maulwürfe sind extrem auf ihren Geruchssinn angewiesen. Um das Gemüse im Beet vor dem Annagen oder den Rasen vor Erdhügeln zu schützen, Wattebäusche mit Parfum tränken und im Garten auslegen. Die Watte kann mit einem Stock so tief wie möglich in die Wühlmauslöcher gesteckt werden. Der intensive Geruch des Parfums zieht schnell durch die Gänge und vertreibt die Untergrundbewohner im Garten.

Vergleichsfläche_Verbiss im Garten

Mehr zum Thema finden Sie auf der Internetseite des OÖ Landesjagdverbandes http://www.ooeljv.at/aktuelles/aktuelles-termine/wer-war%C2%B4s-verbiss-und-frasspuren-erkennen-und-unterscheiden/

 

Der Luchs in Oberösterreich

Der 11. Juni ist der Internationale Tag des Luchses: Das scheue Raubtier entzückt und polarisiert. Denn für die einen ist er eine Bereicherung für die Natur und dient zum Erhalt der Artenvielfalt, für andere ist er eine Bedrohung, verscheucht und reißt das Rehwild. Die Experten, Bezirksjägermeister von Rohrbach Martin Eisschiel und Franz Wolkerstorfer, leidenschaftlicher Jäger in Schönegg, tauschen sich über die Pinselohren, die wieder vermehrt in Oberösterreich gesichtet werden, aus.

Martin Eisschiel

BJM Martin Eisschiel (Foto: Lukas Lindorfer)

 

Wie stehen Sie zum Luchs und zu dessen Rückkehr und Wiederansiedelung in Oberösterreich?

Martin Eisschiel: Ich stehe sehr positiv zur Wiedereingliederung des Luchses in unseren Lebensraum und sehe die scheuen Raubtiere als Bereicherung für die Natur. Die verschiedensten Projekte in den Nationalparks dienten und dienen dazu, dass sich die Tiere langsam und in einer geschützten Umgebung akklimatisieren konnten. Mittlerweile wandert die Luchspopulation aus den angrenzenden Nachbarländern, aber auch aus den Nationalparks in ganz Österreich herum und sucht sich selbst ihre lebenswerten Reviere. Sie kennen keine Grenzen. Diese Rücksiedlung der Luchse war ein wichtiger Schritt.

 

 

 

 

Franz Wolkerstorfer

Franz Wolkerstorfer (Foto: Alexander Kaiser)

 

Franz Wolkerstorfer: Grundsätzlich sehe ich es ebenso als sehr positive Entwicklung, dass sich der Luchs bei uns in Oberösterreich wieder ansiedelt. Es bedeutet, dass unsere Kulturlandschaft wieder einen Schritt in Richtung Ursprünglichkeit gemacht hat. Seine Rückkehr zeigt an, dass wir eine intakte Natur haben und das ist natürlich grundsätzlich gut – für Tiere, Pflanzen, Menschen und auch die Jagd.

Luchse sind scheue Tiere, die auch nur nachts unterwegs sind. Konnten Sie dennoch bereits einen Luchs mit eigenen Augen beobachten?

Martin Eisschiel: Ich hatte das große Glück und konnte vor einiger Zeit einen Luchs im Böhmerwaldgebiet beobachten. Ein faszinierendes Erlebnis.

Franz Wolkerstorfer: Sichtungen gab es bereits mehrere, auch ich durfte bei einem Ansitz auf Wildscheine in einer hellen Vollmondnacht den Luchs gemütlich über die Waldwiese spazieren sehen.

 

 

Könnten aufgrund der Rückkehr der Pinselohren auch Probleme auftreten?

Martin Eisschiel: Es könnte auch negative Auswirkungen geben, ja: eine „Überpopulation“ zum Beispiel. Bei einer zu hohen Population und den damit verbundenen vermehrten Rehrissen wird es sehr schwierig, die gesetzlich vorgeschriebenen Abschusspläne zu erfüllen. Denn das Rehwild wird immer mehr zurückgetrieben, es wird für uns Jäger unsichtbar und nachtaktiver. Dadurch wird die Jagd bedeutend schwieriger.

Franz Wolkerstorfer: Ich denke nicht, dass mit der Rückkehr der Pinselohren Probleme auftreten. Der Luchs ist nun eben ein natürlicher Konkurrent für uns Jäger. Allerdings ist das Revier eines Luchspärchens meist über 10.000 Hektar groß. Die Rehe schützen sich ja auch selbst, denn sie werden bei der Anwesenheit vom Luchs sofort vorsichtiger, ziehen unregelmäßiger aus und halten ihre gewohnten Wege nicht mehr ein.

Martin Eisschiel: In der momentanen Situation sehe ich die Population der Luchse im Bezirk Rohrbach bzw. dem Böhmerwaldgebiet als gesichert, aber auch als ausreichend an. Wir zählen circa fünf Tiere und bald ist die Zeit des Nachwuchses. Bei uns im Bezirk sind meiner Meinung nach, keine weiteren Auswilderungen nötig.

Franz Wolkerstorfer: Auch wenn es einige Rehrisse gibt oder geben wird, so fordert der Straßenverkehr wesentlich mehr Rehopfer als der Luchs reißt und an Nahrung braucht.

Martin Eisschiel: Die betroffenen Reviere, in welchen jedoch vermehrt Rehrisse vorkommen, werden immer unattraktiver für Pächter, da auch die Einnahmen durch den Wildbretverkauf fehlen.

Luchse sind ganzjährlich geschont. Wären Sie bei einer zu hohen Population und Problemen für einen Abschuss?

Franz Wolkerstorfer: Es darf zu diesem Zeitpunkt zu keinem Abschuss kommen. Wie bei allen jagdbaren Arten, soll es erst dann erlaubt sein die Luchse zu schießen, wenn es eine wirkliche „Überpopulation“ sowie eine Gefährdung gibt, und damit eben eine Bestandsregulierung notwendig wird.

Martin Eisschiel: Auch ich spreche mich klar gegen einen Abschuss in der momentanen Situation aus. Ich weise bei den Jagdleitersitzungen auch immer wieder auf den Schutzstatus des Luchses hin und kann mich auf die Gesetzestreue meiner Jäger verlassen. Sollte sich ein Jäger jedoch nicht daran halten, muss er natürlich die Konsequenzen selbst tragen und kann keine Nachsicht erwarten.

Wie wird die Rückkehr des Raubtiers in der Jägerschaft angenommen?

Martin Eisschiel: Der Luchs wird von der Jägerschaft als Teil der Natur gesehen und respektiert. Eine enge Zusammenarbeit und das gegenseitige Verständnis des Naturschutzes und der Jägerschaft ist der Grundstein für die Akzeptanz dieser schönen Wildart in unseren Revieren.

Stellt der Luchs, der ja trotz allem ein Raubtier ist, eine Bedrohung für die Bevölkerung dar?

Franz Wolkerstorfer: Der Luchs verbreitet keine Angst in der Bevölkerung. Die allermeisten wissen auch Bescheid, dass er bei uns durch die Wälder streift. Es ist eher so, dass man darauf stolz ist, in einer Gegend zu wohnen, wo die Natur ursprünglich genug ist, dass sich auch der Luchs heimisch fühlen kann.

Der OÖ Landesjagdverband setzt sich gemeinsam mit der OÖ Landesregierung und diversen Naturschutzorganisationen verstärkt für die erfolgreiche und vor allem nachhaltige Besiedelung der Luchse in Oberösterreich ein. Umfangreiche Maßnahmen zur Information über die Pinselohren und Akzeptanzsicherung in der Jägerschaft sowie der breiten Öffentlichkeit, eine Intensivierung des Monitorings und konkrete Artenschutzmaßnahmen ermöglichen ein zukunftsgerichtetes Luchsmonitoring.