Faulenzer-Tierschutz – nichts für Jäger …

Eines ist unbestritten, Tierschutz ist notwendig und wichtig!

Aktuell ist allerdings immer häufiger festzustellen, dass Teile unserer Gesellschaft einen leidenschaftlichen „Alibi-Tierschutz“, den man auch als „Faulenzer-Tierschutz“ beschreiben könnte betreiben. Sich aktuell für populäre Tiere, wie zum Beispiel dem Großraubwild (Wolf, Bär, Luchs etc.) oder für Fischotter und Co. einzusetzen ist sehr einfach. Man spendet diversen Organisationen ein paar Euros und muss nichts tun, um Teil einer Erfolgsgeschichte zu werden, und um sein Tierschutzgewissen zu beruhigen.

Vor allem das Thema Wolf fasziniert unsere Gesellschaft, und es gibt eine besonders breite Unterstützung. Wir sind von Ländern mit stark steigenden Wolfszahlen umgeben, und die Population wird in Österreich in den nächsten Jahren deutlich steigen – ob man es will oder nicht bzw. ob man dafür etwas tut oder nicht. Der Traum von einer unberührten und intakten Natur verklärt hier den Blick auf ökologische Zusammenhänge und auf die Auswirkungen für die Land- und Forstwirtschaft.

Wer kümmert sich aber um die nicht so beliebten Wildtiere? Nehmen wir zum Beispiel das bei uns aussterbende Rebhuhn. Wer sammelt für das Rebhuhn Spenden und Patenschaften? Wer kümmert sich um passende Biotope, um notwendige Flächen und um die dazugehörenden ökologischen Verbundsysteme? Beim Rebhuhn gibt es leider nichts zu gewinnen und man muss Zeit, Know-How und Geld investieren um bescheidene Erfolge verzeichnen zu können. Zusätzlich müssen Allianzen mit Landwirten gebildet werden um einem Biodiversitätsverlust entgegenzuwirken.

Es ist natürlich der Jäger der sich auch um nicht so populäre Wildtiere kümmert.

Jäger kümmern sich um einen angepassten, artenreichen und gesunden Wildbestand. Artenvielfalt und Biotoptragfähigkeit ist den Jägern wichtig, und sie sind bereit Verantwortung dafür zu übernehmen. Jäger reden nicht nur über Tier- und Naturschutz sondern sie leben ihn.

Vor allem beim Wolf und Fischotter wünsche ich mir eine objektive und sachliche Diskussion der Gesellschaft zu diesem Thema! Dass Profiteure pro und Betroffene dagegen sind, ist aus meiner Sicht klar.

Jäger sind die kostengünstigsten Natur- und Tierschützer in Österreich

 

Mein Zugang zur Jagd

Weidmannsheil! Ich darf mich vorstellen, mein Name ist Karin Gründlinger. Ich lebe und weidwerke in Gaspoltshofen. Beruflich bin ich als Lehrerin tätig. Die Liebe zur Natur und zur Jagd wurde mir schon in die Wiege gelegt und von meinem Vater seit meiner frühesten Kindheit unterstützt. Wen wundert es da, dass ich die Jagdprüfung unbedingt so bald wie möglich machen wollte! Dass damals der Prüfungstermin am selben Tag angesetzt war, wie die schriftliche Englisch-Matura, konnte mich auch nicht aufhalten! Also hieß es an diesem Tag: „Raus aus der Klasse – Rein in die grüne Montur!“ Und dieses Motto ist mir bis heute geblieben. Nach einem Tag in der Schule gibt es für mich nichts schöneres, als mit meinem Dackel in den Wald zu marschieren! Es freut mich, wenn ich euch auf diesem Wege ein wenig daran teilhaben lassen kann!

Im Wort „Jäger“ steckt für mich wie selbstverständlich auch das Wort „naturverbunden“. Und als solch naturverbundene Jägerin gehe ich zu jeder Zeit gerne hinaus ins Revier. Unumstritten am meisten liebe ich dabei die Tage, an denen im Frühling die Natur erwacht. Für mich gibt es nichts schöneres, als mich an einem der ersten warmen Frühlingstage an einen kleinen Bachlauf zu setzen und das Schauspiel um mich herum zu genießen. Dabei kann man der Natur richtig beim Erwachen zusehen!

 

Vögel tummeln sich im Geäst und singen die fröhlichsten Frühlingsweisen. Insekten kommen hervor und wärmen sich an diesen ersten, so wohltuenden Sonnenstrahlen. Sogar jede einzelne Schlüsselblume zeigt einem mit der Entschlossenheit, mit der sie ihre Blüten der Sonne entgegenstreckt, wie sehr sie sich nach dem Winter auf diese Tage gefreut hat. Und zu all dem murmelt das Bächlein leise vor sich hin. Da muss einen doch eine tiefe Dankbarkeit für unseren schönen Flecken Erde überkommen!

Gerade wir Jäger erleben die Natur mit all ihrer Schönheit das ganze Jahr über hautnah mit. Ich bin mir längst schon sicher, dass das der wahre Grund ist, warum wir Jäger Jäger geworden sind. Weil unsere Seele nirgends so aufblühen kann, wie mitten in der Natur.

Als Jäger obliegt uns aber auch das vertrauensvolle Privileg, die Natur nutzen zu dürfen, aber auch in die Natur eingreifen zu müssen. Denn leider funktionieren die natürlichen Kreisläufe nicht mehr ohne unser Zutun. Tage wie dieser heute am Bach rufen in mir – auch wenn ich dabei jagdlich nicht in die Natur eingegriffen habe – immer am meisten die Demut hervor, die uns Jäger bei jeder unserer Handlungen wie selbstverständlich begleiten sollte. Nämlich mit Demut vor der Natur, Demut vor dem Geschöpf und Demut vor der großen Verantwortung, die wir in diesem Zusammenspiel tragen.

Es freut mich, Sie auf diesem Wege ein wenig an meinen jagdlichen Ansichten teilhaben lassen zu können. Und noch mehr freut es mich, wenn sie meinen Geschichten mit Offenheit und Interesse begegnen!

 

 

 

Kein Aufenthaltstitel für Meister Isegrim

Der jüngst bestätigte Wolfsriss in Vorderstoder zeigt uns eines ganz klar: Das Comeback des Wolfs in Österreich in den vergangenen Jahren ist kein Zwischenspiel – das seit jeher ambivalent betrachtete Tier wird wohl bleiben, wenn man es lässt und die damit verbundenen Auswirkungen toleriert werden?!

Mit dem Luchs in einer überschaubaren Populationsgröße haben wir gelernt, in einer vernünftigen Form zu leben. Beim Wolf befürchte ich hingegen, dass die Interessen und existentiellen Anliegen der Jagd oft zu wenig gehört werden. Unsere Wildtiere sind dem Wolf „schonungslos und schutzlos“ ausgeliefert. Denn durch die eingeschränkten Möglichkeiten im Lebensraum sind großräumige Ausweichverhalten nicht mehr gegeben. Entschädigungen und Schutzmaßnahmen vergleichbar dem Nutztierbereich sind nicht vorgesehen bzw. möglich. Es gilt zu bedenken, dass sich die Wildtiere heute nicht mehr ihre Lebensräume selbst aussuchen können, weil die Menschen ihre Lebensräume massiv eingeschränkt haben.

Die oft angesprochene Koexistenz von Wolf und Mensch hat es in unseren Breiten nie gegeben. Unsere Lebensweise und die landwirtschaftlichen (Alm- und Weidewirtschaft) sowie jagdlichen (Rotwildüberwinterung) Wirtschaftsformen und der Tourismus haben in unserer Zeit das Leben mit dem Wolf letztendlich fast unmöglich gemacht. Wir brauchen daher gesetzliche Regelwerke (ökologische Raumordnung mit Freizonen etc.), um den Wolf in unserer Kulturlandschaft in einer eingeschränkten Form integrieren zu können. Meiner persönlichen Meinung nach ist der Wolf in unserer Kulturlandschaft nur sehr eingeschränkt integrierbar.

Ehrenamtliche und unentgeltliche Leistung für die Bevölkerung

Viele Österreicher engagieren sich ehrenamtlich und freiwillig im Sozial- und Gesundheitsbereich, bei der Katastrophenhilfe, oder bei der Rettung und Feuerwehr. Nur selten wird bei der Aufzählung der unentgeltlichen und ehrenamtlichen Leistungen für die Gesellschaft auch die freiwilligen Leistungen der Jäger erwähnt, und das völlig zu Unrecht…

Vor allem am Beispiel von Wildunfällen erkennt man, welch wichtige Aufgabe wir Jäger für die Gesellschaft übernehmen.

Unter einem Wildunfall versteht man einen Verkehrsunfall, der entweder aufgrund einer Kollision mit einem (jagdbaren) Wildtier oder aufgrund eines durch ein (jagdbares) Wildtier veranlasstes Ausweichmanöver passiert. Jeder Unfall mit einem Wildtier muss in Österreich bei der Polizei oder beim zuständigen Jäger gemeldet werden.

Nach der erfolgten Meldung beginnt die ehrenamtliche und unentgeltliche Tätigkeit eines Jägers, den das Jagdgesetz sogar verpflichtet, zu handeln.

Nach der Anfahrt zum Unfallort bietet sich dem Jäger oft ein trauriges Bild. Schwer verletztes Wild muss gemäß Tierschutzgesetz erlegt werden. Verletztes Wild, das sich vom Unfallort wegschleppt, wird mit extra dafür ausgebildeten Jagdhunden gesucht, bevor es von Schmerzen und Qualen erlöst werden kann. Bei bereits toten Tieren sind die erforderlichen Maßnahmen einer Jägerin oder eines Jägers auch nicht angenehm, so „darf“ er bei Frontalkollisionen oft zerfetzte und abgetrennte Körperteile einsammeln.

Für diese Dienstleistung an der Gesellschaft stehen Jägerinnen und Jäger täglich und rund um die Uhr zur Verfügung.

Da Unfälle mit Wildtieren meist an stark befahrenen Straßen passieren, ist die Tätigkeit des Bergens bzw. die Suche nach verletzten Tieren mit erheblichen Gefahren verbunden.

Bei Einsätzen in der Nacht ist die Gefahr für Jäger und Jagdhunde deutlich höher. Es ist leider nicht selten, dass trotz abgesicherter Unfallstellen und Warnwesten für Jäger und Jagdhund Autos mit hoher Geschwindigkeit am Unfallort vorbeirasen und die Beteiligten gefährden!

Nach dem Bergen des verunfallten Wildes ist die Arbeit des Jägers aber noch lange nicht beendet. Zu Dokumentationszwecken muss der Jäger z. B. den linken Unterkieferast von Rehen entnehmen um das Alter des Rehs zu bestimmen. Danach muss dieser Kieferteil präpariert und als Nachweis aufbewahrt werden.

Dass das ursprünglich wertvolle Wildfleisch in der nächsten Tierkörperverwertung entsorgt werden muss, versteht sich von selbst. Jäger verlieren nicht nur wertvolles Wildbret, sondern auch reproduktionsfähige Wildtiere.

Laut österreichischer Jagdstatistik (veröffentlicht von Statistik Austria) fielen im Jagdjahr 2018/2019 über 75.000 Stück Wild dem Straßenverkehr zum Opfer. Das bedeutet, dass ca. alle 7 Minuten in Österreich ein Wildunfall passiert.

Feldhase nach Verkehrunfall

Im Durchschnitt wird pro Stück Verkehrsfallwild vom Jäger 1 ½ Stunden seiner Freizeit aufgewendet.

Bei diesen 1 ½ Stunden werden die Anfahrt zum Unfallort, die Suche, die vorgeschriebene Entnahme samt bürokratischen Aufwendungen, die offizielle Meldung, die Entsorgung des Wildbrets uvm. eingerechnet.

In der Schweiz (z.B. im Kanton Solothurn) gilt seit dem Jahr 2018 die Regelung, dass bei einem Unfall mit einem Wildtier, bei dem ein „Wildhüter“ benötigt wird, 200 Schweizer Franken von der Versicherung des Unfall-Verursachers bezahlt werden müssen.

Wenn wir dieses System auf Österreich übertragen würden, müssten die heimischen Versicherer ungefähr EUR 8,5 Mio. an Jagdgesellschaften überweisen – mit diesem Betrag könnte man ca. 170 Personen (Jahresbruttogehalt inkl. Dienstgeberbeiträge von EUR 50.000,- pro Person) ganztägig beschäftigen, die nichts anderes tun als Verkehrsfallwild (nur Schalenwild!) zu bergen/entsorgen etc.!

Bei dieser Berechnung sind jedoch „nur“ Verkehrsunfälle mit Schalenwild (Rehe, Hirsche, Wildschweine etc.) berücksichtigt. Es fehlen bei dieser Rechnung etwa 30.000 Stück sonstiges Haarwild (Füchse, Dachse, Feldhasen uvm.) sowie Federwild (Fasane, Rebhühner etc.).

Wir Jäger übernehmen diese zum Teil gefährliche Aufgabe ehrenamtlich, unentgeltlich und rund um die Uhr.

Leider wird diese Leistung in unserer Gesellschaft nicht entsprechend geschätzt bzw. oft gar nicht wahrgenommen. Spätestens wenn man persönlich einen Unfall mit einem Wildtier verursacht hat, wird jeder froh sein, wenn Hilfe naht und notwendige Maßnahmen von ehrenamtlichen Mitmenschen getroffen werden.

… und es passiert alle 7 Minuten …

Gastautor Johann Silberschneider
aus St. Stefan ob Stainz