Scheue Jägerin: Die Wildkatze
Sie lebt im Verborgenen, ist scheu und jagt meist nachts: Die Rede ist von der Wildkatze. Spricht man von dieser, denken viele wohl zuerst an eine verwilderte Hauskatze. Dass aber die Wildkatze wirklich eine eigene Tierart ist, wissen die wenigsten. Wohl auch deswegen, weil dieses Tier in Österreich größtenteils als verschollen gilt.
Ursprünglich war die Europäische Wildkatze über weite Teile Österreichs verbreitet. Mitte des letzten Jahrhunderts verschwand diese Tierart aber von der Bildfläche: Falsche Annahmen über die Lebensweise der Wildkatzen führten zur Ausrottung. Mittlerweile beginnen sich die Bestände in Österreich langsam aber wieder zu erholen.
Zurückgezogene Lebensweise
Tagsüber schläft sie, erst in der Dämmerung und nachts begibt sich die Wildkatze auf die Pirsch. Sie jagt grundsätzlich Tiere, die kleiner sind als sie selbst. Ins Beuteschema fallen daher typischerweise Wühl- und Waldmäuse. Auf dem Speiseplan stehen aber auch Ratten, Vögel, Fische und Insekten – in Notzeiten greift das scheue Tier auch auf Aas zurück. Oberösterreichisches Wild – beispielsweise Reh(-kitze) – sind für die Wildkatze, wie im vorigen Jahrhundert angenommen, nicht interessant. Ab und zu wird wohl ein Feldhase, ein Fasan oder Rebhuhn erbeutet, aber nennenswerte Verluste durch die Wildkatze sind eher nicht zu verzeichnen.
Die Wildkatze hat besondere Ansprüche an ihren Lebensraum: Sie bevorzugt aufgrund ihrer scheuen Natur zusammenhängende Laub- und Laubmischwälder, die ein gemäßigt kontinentales bis mediterran warmes Klima aufweisen. Dichtes Gebüsch und angrenzende Wiesen zählen auch zum bevorzugten Lebensraum des Tieres. Wildkatzen, manchmal auch Waldkatzen genannt, ist es vor allem wichtig, Wälder mit komplexen Strukturen zu besiedeln. So findet sie die benötigten Rückzugsmöglichkeiten sowie versteckte Aufzuchtsplätze für ihre Jungen vor.
Wildkatzen bringen ein- bis zweimal pro Jahr zwischen März und Mai zwei bis vier Junge in einem sicheren Versteck zur Welt. Sind die Jungtiere drei Monate alt, beginnt das Muttertier ihren Nachwuchs mit auf die Pirsch zu nehmen. Mit sechs Monaten verlässt der Nachwuchs die Mutter.
Verwechslungsgefahr: Wild- oder Hauskatze?
Die Wildkatze stammt nicht etwa von der Hauskatze – die damals von den Römern aus Afrika mitgebracht wurde – ab, sondern geht auf europäische Wurzeln zurück. Die Unterscheidung der beiden Tierarten ist aber selbst für Experten manchmal schwierig. Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale sind:
Merkmal | Wildkatze | Hauskatze |
Fell | Dichtes, dickes Fell; grau mit ockerfarbenem Ton | verschieden |
Körperbau | Breiter, wuchtiger Kopf; dicke Läufe | Schlank wirkend |
Schwanz | Buschig, sehr lang, schwarze Ringe | kurzhaarig |
Nase | fleischfarben | Meist dunkler |
Kopfform | Breite Schnauzenform, engstehende Augen | Schlanke Schnauzenregion |
Titelfoto: Josef Limberger