Neue Kreativität am Herd

Ob am E-Herd oder direkt über dem Feuer, ob mit Gas oder im High Tech-Smoker – Kochen erfreut sich einer ungebrochenen Beliebtheit. Für viele Hobby-Kochlöffelschwinger gibt es meist nur ein Vergnügen, das größer ist als die Freude, gut zu essen: Gut zu kochen.

Fleisch neu denken

Fast logisch, dass auch die Wahl der Zutaten eine wichtige Rolle spielt. Vorbei scheinen die Zeiten, in denen das Fett aus dem Fleisch triefen musste. Heute stehen vielmehr Gesundheit und Qualität im Vordergrund. Und immer mehr Köche entdecken so die Früchte des Waldes. Mit Geschmack und rustikalem Charakter passt Wildbret perfekt in die Küche. Besonders stechen jetzt Hirsch und Reh aus freier Wildbahn hervor, also zwei Wildarten, die in Oberösterreich in guten Beständen vorkommen und unbedenklich in größerer Menge nachhaltig bejagt werden können.

Sabine Gründling beim Vorbereiten des FleischesGanzjährige Saison

Für Sabine Gründling – leidenschaftliche Jägerin, Ernährungsexpertin und Inhaberin des Restaurants „Keller Kulinarik“ in Katsdorf – verschwimmen die zeitlichen Grenzen für Wildgericht mittlerweile: „Natürlich ist vor allem der Herbst die klassische Zeit für Wildgerichte. Aber ein zarter Rehrücken darf heute etwa bei Grillabenden nicht fehlen.“

Warum Wildbret eindeutig die gesündere Fleischvariante ist, erklärt Gründling so: „Es beginnt bei der Lebensart des Tieres. Immer in der Natur, immer in Bewegung. Und sie fressen, was die Natur bietet. Im Magensystem der Wiederkäuer, aber auch beim Feldhasen wird die Nahrung gut aufgeschlossen, so werden mehr ungesättigte Fettsäuren aufgenommen und gelangen ins Fleisch.“ Dies sei bei keiner Nutztierhaltung – ob Schwein oder Rind – der Fall.

Hinzu komme, dass Wildbret ein „sehr hochwertiger Eisen, Zink und Selen-Lieferant ist“. Aber selbst das hochwertigste Grundprodukt kann bei falscher Zubereitung zur Minderware werden. Die Expertin rät daher, das erlegte Wild „im Kühlraum bis zu maximal einer Woche abhängen zu lassen“. Das mache aber ohnehin der Jäger oder Wildbrethändler. Dadurch reife das Fleisch. Gründling: „Nach dem Zerlegen ist es von Vorteil, das Fleisch nicht gleich einzufrieren, sondern im Kühlschrank ruhen zu lassen.“

Vor der Zubereitung muss das Fleisch auf Zimmertemperatur gebracht werden. Gründling: „Dann unbedingt scharf anbraten. Und nach der Pfanne hat sich das Fleisch noch eine Rast verdient.“

Tipps zur Zubereitung und mehr Themen finden Sie auf: www.ooeljv.at/tv

 

 

Mehr Respekt

Angesägte Hochsitze, zerstörte Hochstände, gesprayte Parolen wie „Hunt the Hunters“. Insbesondere in Deutschland häufen sich in den letzten Wochen Vandalismus-Attacken in Jagd-Revieren. So wurden alleine im Großraum Frankfurt 72 Hochsitze abgebrannt, umgeworfen oder gar gesprengt. Als Bekennerschreiben wurde an mehreren Tatorten der Schriftzug „ALF“ sichergestellt. Die „Animal Liberation Front“ wird in Amerika vom FBI als terroristische Vereinigung gelistet.

In Österreich haben wir diesbezüglich noch eine deutlich entspanntere Situation. Aber wenn militante Tierrechtler zur Jagd auf Jäger aufrufen, stimmt mich das mehr als nachdenklich. Kaum nachvollziehbar ist es nämlich, dass ausgerechnet angebliche Tierschützer gegen Jäger mobil machen.

Denn jeder Jäger aus Überzeugung ist im Herzen ein Naturliebhaber und ja, ein Tierschützer. Wir hegen und pflegen, sorgen unter anderem mit einer Regulierung der Population für ein Gleichgewicht im Wald und sorgen für regionale gesunde Lebensmittel durch nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressource Wildtier.

Wir sind nicht die schießwütigen Kitz-Killer – im Gegenteil: Wir haben großen Respekt vor den Tieren. Und dieser Respekt muss auch uns Jägern und Jägerinnen entgegengebracht werden.

Wenn der Bock einfach Bock hat: Liebesrausch im Wald

Und doch wird dabei nicht blind über Wald und Wiesen gehetzt. Auf den ersten Blick scheint es zwar, dass die Böcke die Geißen hetzen, das sogenannte Treiben. Wenn man dieses Treiben jedoch genau beobachtet, dann ist es eigentlich genau umgekehrt – die Geißen „ziehen“ die Böcke. Die Männchen prüfen dabei die Paarungsbereitschaft der Weibchen, da diese nur etwa zwei Tage lang fruchtbar beschlagen, also begattet werden können.

Weite Kreise

Das ganze Ritual der Fortpflanzung beginnt mit dem Suchen und dem Angaloppieren der Geiß durch den Bock, wobei die Geiß flüchtet und der Bock ihr folgt. Dieses erste Treiben führt das Paar oft 500 Meter vom Ausgangspunkt weg bis sie das Schauspiel abbricht und stoppt. Die Geiß fordert den Bock zum Beschlag (Begattung) auf, flüchtet jedoch wieder, wobei sie diesmal in ein fast zeitlupenartiges Tempo verfällt. Das anschließende zweite Treiben dauert zwischen zwei und zehn Minuten und hinterlässt durch wiederholt ausgeführte Kreisbahnen oder Achterschlingen so genannte „Hexenringe“ in Wiesen und Feldern. Der Bock hängt förmlich am Hinterteil der Geiß, wobei diese beim zweiten Treiben regelmäßig Kontaktlaute von sich gibt.

Für passionierte Jäger startet mit der Rehbrunft eine der wohl spannendsten Tage im Jagdkalender. In der zweiten Hälfte, gegen Ende der Brunft, beginnt die eigentliche Blattzeit, die hohe Zeit für passionierte Rehwildjäger.

Vorsicht im Straßenverkehr

Der Grund ist der zahlenmäßige Rückgang brunftiger Geißen und Schmalrehe. Die meisten sind jetzt „beschlagen“, sind also von einem Rehbock begattet worden. Und stehen nicht mehr mit den Böcken zusammen. Jetzt suchen die Rehböcke auch außerhalb ihrer Territorien nach noch immer brunftigen, bisher nicht oder erfolglos beschlagenen Geißen.

Während also der Bock verliebt ist und der Jagdfreund frohlockt, heißt es für Autofahrer während der Brunft-Zeit besonders vorsichtig zu sein. Denn die Gefahr für Wildunfälle ist gerade in den kommenden Wochen besonders hoch. Da Liebe bekanntlich blind macht, nehmen die Tiere nämlich kaum Rücksicht auf Straßen und Fahrzeuge.

Ein älterer Rehbock sucht gegen Ende der Brunft noch Rehgeißen auch über die Territoriengrenzen hinaus. Foto: N. Mayr

 

Tradition in Grün

Brauchtum und Jagd gehören untrennbar zusammen

Per Definition ist ein Brauch eine innerhalb einer Gemeinschaft entstandene, regelmäßig wiederkehrende, soziale Handlung von Menschen in festen, stark ritualisierten Formen. Bräuche sind Ausdruck der Tradition. Sie dienen ihrer Erhaltung und Weitergabe sowie dem inneren Zusammenhalt der Gruppe.

Über Sinn oder Unsinn von Tradition und Brauchtum lässt ich bekanntlich trefflich streiten. Die Geschichte zeigt jedoch: Überliefert und weitergegeben hat der Mensch stets, was für das gemeinsame Überleben wichtig war. Brauchtum und Tradition sind somit vor allem der notwendige Kitt einer funktionierenden Gesellschaft.

Untrennbar miteinander verbunden sind daher auch Jagd und Brauchtum. Seit jeher ist die Jagd mit Etikette und Traditionen verbunden. Unsere oberösterreichischen Jägerinnen und Jäger pflegen dieses Brauchtum und geben Hintergrundwissen sowie die Geschichte der Jagd an die nicht jagende Bevölkerung weiter.

Das jagdliche Brauchtum ist die Gesamtheit der ungeschriebenen Gesetze im Jagdwesen, sowohl praktisch, als auch ethischer Art, die sich die Jäger selbst gaben und die so alt sind wie die Jagd selbst. „Dieses Brauchtum unterliegt genauen Regeln und zum Teil einem genauen Zeremoniell, an dem mit mehr oder weniger großen Abweichungen noch heute festgehalten wird. In diesen Sitten und Gebräuchen spiegelt sich die Auffassung vom Weidwerk und Wild, vom Jagen und Hegen sowie der Ehrdarbietung wider“, erläutert Christopher Böck, Geschäftsführer des Oberösterreichischen Landesjagdverbandes.

Gelebte Jagd-Tradition lässt sich etwa an den Brüchen fest machen. Gemeint ist nicht der Jäger, der nach einem unachtsamen Schritt im Unterholz unfreiwillig die Flinte mit Krücke und Gips tauschen muss. Vielmehr bezeichnet man als „Bruch“ einen abgebrochenen, grünen Zweig, der z.B. nach dem Jagderfolg auf den Hut gesteckt oder etwa die Fluchtrichtung eines Tieres gekennzeichnet wird. Als Bruchzeichen verwendet man bestimmte Baumarten wie z. B. Fichte, Tanne, Eiche oder Erle.

Bruchzeichen haben ihren Sinn sowohl im jagdlichen Brauchtum als auch im praktischen Jagdbetrieb. Ursprünglich waren Brüche die Zeichensprache der Jäger. Sie sind so alt wie die Geschichte der Jagd. So verständigen sich die Jäger durch Bruchzeichen und schmücken sich, ihre Hunde und das erbeutete Wild mit Brüchen.

Auch der „Letzte Bissen“ ist ein Bruch, den die Jägerin oder der Jäger aus Ehrerweisung und Dank dem erlegten Wild in den Äser, also das Maul, gibt. Foto: OÖ Landesjagdverband

Grün, grün, grün sind alle meine Kleider …

Das Erscheinungsbild des Jägers wird vor allem durch eine Farbe geprägt: jagdliches Grün in all seinen Schattierungen. Sei es nun traditioneller Loden oder moderne Funktionstextilien mit Camouflagemuster – grün ist dabei tonangebend. Natürlich erwächst diese Farbgebung aus dem ursprünglichen Sinn der Jagdbekleidung, nämlich dem Bestreben, bestmöglich getarnt zu sein.

Was im Wald so wichtig ist, wird auch außerhalb der direkten Jagdausübung weitergeführt. Bei Jägerstammtischen, Streckenlegungen, Hubertusmessen oder Bezirksjägertagen sind stets das grün-karierte Hemd und der Steirerjanker zu sehen, die Bluejeans bleiben im Kasten! Diese „Einheitlichkeit“ betont das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Jägerschaft. Wie eine Uniform, ein Zunftzeichen, wird das Grün mit Stolz getragen.

Doch ein wenig ist auch diese Tradition im Wandel:
In letzter Zeit sind bei Gesellschaftsjagden vermehrt Jägern mit teilweise oranger Oberbekleidung zu sehen. Auch das orange Hutband ist bereits zur Selbstverständlichkeit geworden. Beides gewährleistet eine bessere Sichtbarkeit aller Jäger und dient damit der Sicherheit im Jagdbetrieb. Für das Wild hingegen sind diese roten und orangen Warnfarben nicht wahrnehmbar. Das Farbsehen von Reh, Hase und Co. ist vergleichbar mit einer Rot-Grün-Blindheit.

So sehr sich der Jäger also in seinem Jagdgrün wohlfühlt, der Sicherheitsgedanke hat Priorität. Und so erobert sich das knallige Orange immer mehr seinen Weg in die Garderobe der Jägerschaft.

In diesem Sinne: Grün, grün, grün sind alle meine Kleider – doch hin und wieder sind sie auch orange.

Faulenzer-Tierschutz – nichts für Jäger …

Eines ist unbestritten, Tierschutz ist notwendig und wichtig!

Aktuell ist allerdings immer häufiger festzustellen, dass Teile unserer Gesellschaft einen leidenschaftlichen „Alibi-Tierschutz“, den man auch als „Faulenzer-Tierschutz“ beschreiben könnte betreiben. Sich aktuell für populäre Tiere, wie zum Beispiel dem Großraubwild (Wolf, Bär, Luchs etc.) oder für Fischotter und Co. einzusetzen ist sehr einfach. Man spendet diversen Organisationen ein paar Euros und muss nichts tun, um Teil einer Erfolgsgeschichte zu werden, und um sein Tierschutzgewissen zu beruhigen.

Vor allem das Thema Wolf fasziniert unsere Gesellschaft, und es gibt eine besonders breite Unterstützung. Wir sind von Ländern mit stark steigenden Wolfszahlen umgeben, und die Population wird in Österreich in den nächsten Jahren deutlich steigen – ob man es will oder nicht bzw. ob man dafür etwas tut oder nicht. Der Traum von einer unberührten und intakten Natur verklärt hier den Blick auf ökologische Zusammenhänge und auf die Auswirkungen für die Land- und Forstwirtschaft.

Wer kümmert sich aber um die nicht so beliebten Wildtiere? Nehmen wir zum Beispiel das bei uns aussterbende Rebhuhn. Wer sammelt für das Rebhuhn Spenden und Patenschaften? Wer kümmert sich um passende Biotope, um notwendige Flächen und um die dazugehörenden ökologischen Verbundsysteme? Beim Rebhuhn gibt es leider nichts zu gewinnen und man muss Zeit, Know-How und Geld investieren um bescheidene Erfolge verzeichnen zu können. Zusätzlich müssen Allianzen mit Landwirten gebildet werden um einem Biodiversitätsverlust entgegenzuwirken.

Es ist natürlich der Jäger der sich auch um nicht so populäre Wildtiere kümmert.

Jäger kümmern sich um einen angepassten, artenreichen und gesunden Wildbestand. Artenvielfalt und Biotoptragfähigkeit ist den Jägern wichtig, und sie sind bereit Verantwortung dafür zu übernehmen. Jäger reden nicht nur über Tier- und Naturschutz sondern sie leben ihn.

Vor allem beim Wolf und Fischotter wünsche ich mir eine objektive und sachliche Diskussion der Gesellschaft zu diesem Thema! Dass Profiteure pro und Betroffene dagegen sind, ist aus meiner Sicht klar.

Jäger sind die kostengünstigsten Natur- und Tierschützer in Österreich

 

Mein Zugang zur Jagd

Weidmannsheil! Ich darf mich vorstellen, mein Name ist Karin Gründlinger. Ich lebe und weidwerke in Gaspoltshofen. Beruflich bin ich als Lehrerin tätig. Die Liebe zur Natur und zur Jagd wurde mir schon in die Wiege gelegt und von meinem Vater seit meiner frühesten Kindheit unterstützt. Wen wundert es da, dass ich die Jagdprüfung unbedingt so bald wie möglich machen wollte! Dass damals der Prüfungstermin am selben Tag angesetzt war, wie die schriftliche Englisch-Matura, konnte mich auch nicht aufhalten! Also hieß es an diesem Tag: „Raus aus der Klasse – Rein in die grüne Montur!“ Und dieses Motto ist mir bis heute geblieben. Nach einem Tag in der Schule gibt es für mich nichts schöneres, als mit meinem Dackel in den Wald zu marschieren! Es freut mich, wenn ich euch auf diesem Wege ein wenig daran teilhaben lassen kann!

Im Wort „Jäger“ steckt für mich wie selbstverständlich auch das Wort „naturverbunden“. Und als solch naturverbundene Jägerin gehe ich zu jeder Zeit gerne hinaus ins Revier. Unumstritten am meisten liebe ich dabei die Tage, an denen im Frühling die Natur erwacht. Für mich gibt es nichts schöneres, als mich an einem der ersten warmen Frühlingstage an einen kleinen Bachlauf zu setzen und das Schauspiel um mich herum zu genießen. Dabei kann man der Natur richtig beim Erwachen zusehen!

 

Vögel tummeln sich im Geäst und singen die fröhlichsten Frühlingsweisen. Insekten kommen hervor und wärmen sich an diesen ersten, so wohltuenden Sonnenstrahlen. Sogar jede einzelne Schlüsselblume zeigt einem mit der Entschlossenheit, mit der sie ihre Blüten der Sonne entgegenstreckt, wie sehr sie sich nach dem Winter auf diese Tage gefreut hat. Und zu all dem murmelt das Bächlein leise vor sich hin. Da muss einen doch eine tiefe Dankbarkeit für unseren schönen Flecken Erde überkommen!

Gerade wir Jäger erleben die Natur mit all ihrer Schönheit das ganze Jahr über hautnah mit. Ich bin mir längst schon sicher, dass das der wahre Grund ist, warum wir Jäger Jäger geworden sind. Weil unsere Seele nirgends so aufblühen kann, wie mitten in der Natur.

Als Jäger obliegt uns aber auch das vertrauensvolle Privileg, die Natur nutzen zu dürfen, aber auch in die Natur eingreifen zu müssen. Denn leider funktionieren die natürlichen Kreisläufe nicht mehr ohne unser Zutun. Tage wie dieser heute am Bach rufen in mir – auch wenn ich dabei jagdlich nicht in die Natur eingegriffen habe – immer am meisten die Demut hervor, die uns Jäger bei jeder unserer Handlungen wie selbstverständlich begleiten sollte. Nämlich mit Demut vor der Natur, Demut vor dem Geschöpf und Demut vor der großen Verantwortung, die wir in diesem Zusammenspiel tragen.

Es freut mich, Sie auf diesem Wege ein wenig an meinen jagdlichen Ansichten teilhaben lassen zu können. Und noch mehr freut es mich, wenn sie meinen Geschichten mit Offenheit und Interesse begegnen!

 

 

 

Kein Aufenthaltstitel für Meister Isegrim

Der jüngst bestätigte Wolfsriss in Vorderstoder zeigt uns eines ganz klar: Das Comeback des Wolfs in Österreich in den vergangenen Jahren ist kein Zwischenspiel – das seit jeher ambivalent betrachtete Tier wird wohl bleiben, wenn man es lässt und die damit verbundenen Auswirkungen toleriert werden?!

Mit dem Luchs in einer überschaubaren Populationsgröße haben wir gelernt, in einer vernünftigen Form zu leben. Beim Wolf befürchte ich hingegen, dass die Interessen und existentiellen Anliegen der Jagd oft zu wenig gehört werden. Unsere Wildtiere sind dem Wolf „schonungslos und schutzlos“ ausgeliefert. Denn durch die eingeschränkten Möglichkeiten im Lebensraum sind großräumige Ausweichverhalten nicht mehr gegeben. Entschädigungen und Schutzmaßnahmen vergleichbar dem Nutztierbereich sind nicht vorgesehen bzw. möglich. Es gilt zu bedenken, dass sich die Wildtiere heute nicht mehr ihre Lebensräume selbst aussuchen können, weil die Menschen ihre Lebensräume massiv eingeschränkt haben.

Die oft angesprochene Koexistenz von Wolf und Mensch hat es in unseren Breiten nie gegeben. Unsere Lebensweise und die landwirtschaftlichen (Alm- und Weidewirtschaft) sowie jagdlichen (Rotwildüberwinterung) Wirtschaftsformen und der Tourismus haben in unserer Zeit das Leben mit dem Wolf letztendlich fast unmöglich gemacht. Wir brauchen daher gesetzliche Regelwerke (ökologische Raumordnung mit Freizonen etc.), um den Wolf in unserer Kulturlandschaft in einer eingeschränkten Form integrieren zu können. Meiner persönlichen Meinung nach ist der Wolf in unserer Kulturlandschaft nur sehr eingeschränkt integrierbar.

Ehrenamtliche und unentgeltliche Leistung für die Bevölkerung

Viele Österreicher engagieren sich ehrenamtlich und freiwillig im Sozial- und Gesundheitsbereich, bei der Katastrophenhilfe, oder bei der Rettung und Feuerwehr. Nur selten wird bei der Aufzählung der unentgeltlichen und ehrenamtlichen Leistungen für die Gesellschaft auch die freiwilligen Leistungen der Jäger erwähnt, und das völlig zu Unrecht…

Vor allem am Beispiel von Wildunfällen erkennt man, welch wichtige Aufgabe wir Jäger für die Gesellschaft übernehmen.

Unter einem Wildunfall versteht man einen Verkehrsunfall, der entweder aufgrund einer Kollision mit einem (jagdbaren) Wildtier oder aufgrund eines durch ein (jagdbares) Wildtier veranlasstes Ausweichmanöver passiert. Jeder Unfall mit einem Wildtier muss in Österreich bei der Polizei oder beim zuständigen Jäger gemeldet werden.

Nach der erfolgten Meldung beginnt die ehrenamtliche und unentgeltliche Tätigkeit eines Jägers, den das Jagdgesetz sogar verpflichtet, zu handeln.

Nach der Anfahrt zum Unfallort bietet sich dem Jäger oft ein trauriges Bild. Schwer verletztes Wild muss gemäß Tierschutzgesetz erlegt werden. Verletztes Wild, das sich vom Unfallort wegschleppt, wird mit extra dafür ausgebildeten Jagdhunden gesucht, bevor es von Schmerzen und Qualen erlöst werden kann. Bei bereits toten Tieren sind die erforderlichen Maßnahmen einer Jägerin oder eines Jägers auch nicht angenehm, so „darf“ er bei Frontalkollisionen oft zerfetzte und abgetrennte Körperteile einsammeln.

Für diese Dienstleistung an der Gesellschaft stehen Jägerinnen und Jäger täglich und rund um die Uhr zur Verfügung.

Da Unfälle mit Wildtieren meist an stark befahrenen Straßen passieren, ist die Tätigkeit des Bergens bzw. die Suche nach verletzten Tieren mit erheblichen Gefahren verbunden.

Bei Einsätzen in der Nacht ist die Gefahr für Jäger und Jagdhunde deutlich höher. Es ist leider nicht selten, dass trotz abgesicherter Unfallstellen und Warnwesten für Jäger und Jagdhund Autos mit hoher Geschwindigkeit am Unfallort vorbeirasen und die Beteiligten gefährden!

Nach dem Bergen des verunfallten Wildes ist die Arbeit des Jägers aber noch lange nicht beendet. Zu Dokumentationszwecken muss der Jäger z. B. den linken Unterkieferast von Rehen entnehmen um das Alter des Rehs zu bestimmen. Danach muss dieser Kieferteil präpariert und als Nachweis aufbewahrt werden.

Dass das ursprünglich wertvolle Wildfleisch in der nächsten Tierkörperverwertung entsorgt werden muss, versteht sich von selbst. Jäger verlieren nicht nur wertvolles Wildbret, sondern auch reproduktionsfähige Wildtiere.

Laut österreichischer Jagdstatistik (veröffentlicht von Statistik Austria) fielen im Jagdjahr 2018/2019 über 75.000 Stück Wild dem Straßenverkehr zum Opfer. Das bedeutet, dass ca. alle 7 Minuten in Österreich ein Wildunfall passiert.

Feldhase nach Verkehrunfall

Im Durchschnitt wird pro Stück Verkehrsfallwild vom Jäger 1 ½ Stunden seiner Freizeit aufgewendet.

Bei diesen 1 ½ Stunden werden die Anfahrt zum Unfallort, die Suche, die vorgeschriebene Entnahme samt bürokratischen Aufwendungen, die offizielle Meldung, die Entsorgung des Wildbrets uvm. eingerechnet.

In der Schweiz (z.B. im Kanton Solothurn) gilt seit dem Jahr 2018 die Regelung, dass bei einem Unfall mit einem Wildtier, bei dem ein „Wildhüter“ benötigt wird, 200 Schweizer Franken von der Versicherung des Unfall-Verursachers bezahlt werden müssen.

Wenn wir dieses System auf Österreich übertragen würden, müssten die heimischen Versicherer ungefähr EUR 8,5 Mio. an Jagdgesellschaften überweisen – mit diesem Betrag könnte man ca. 170 Personen (Jahresbruttogehalt inkl. Dienstgeberbeiträge von EUR 50.000,- pro Person) ganztägig beschäftigen, die nichts anderes tun als Verkehrsfallwild (nur Schalenwild!) zu bergen/entsorgen etc.!

Bei dieser Berechnung sind jedoch „nur“ Verkehrsunfälle mit Schalenwild (Rehe, Hirsche, Wildschweine etc.) berücksichtigt. Es fehlen bei dieser Rechnung etwa 30.000 Stück sonstiges Haarwild (Füchse, Dachse, Feldhasen uvm.) sowie Federwild (Fasane, Rebhühner etc.).

Wir Jäger übernehmen diese zum Teil gefährliche Aufgabe ehrenamtlich, unentgeltlich und rund um die Uhr.

Leider wird diese Leistung in unserer Gesellschaft nicht entsprechend geschätzt bzw. oft gar nicht wahrgenommen. Spätestens wenn man persönlich einen Unfall mit einem Wildtier verursacht hat, wird jeder froh sein, wenn Hilfe naht und notwendige Maßnahmen von ehrenamtlichen Mitmenschen getroffen werden.

… und es passiert alle 7 Minuten …

Gastautor Johann Silberschneider
aus St. Stefan ob Stainz

Frühling in der Natur ist Jungtierzeit – viel Ruhe bitte!

Die Natur erwacht. Bäume, Sträucher und Blumen blühen langsam auf und ebenso kommt es in der Tierwelt im Wald und den Fluren zu neuem Leben. Der Frühling ist ein faszinierendes Naturerlebnis. Gerade heuer in der für viele beengten Corona-Zeit doppelt. Hinaus in den Wald, so die Devise vieler. Der Wald im Frühling 2020 genießt eine besondere Anziehungskraft. Dem Regionalen wird wieder mehr Wert beigemessen, ebenfalls der Natur, das „Immer Mehr“ wird hinterfragt, viele besinnen sich wieder auf das Wesentliche.

Ob das alles anhält, wird die Zeit nach Corona weisen. Eines wäre dabei schön: Wenn auch dann noch die Menschen die intakte Natur so schätzen wie jetzt!

Nicht wenige gehen jetzt mit offeneren Augen durch die Welt und atmen die frische Luft des Waldes besonders bewusst. Vielleicht kann so mancher jetzt nachfühlen, was wir als Jäger so an der Natur, am Wald und seinen Tieren schätzen. Und warum wir uns so verstärkt für den Wald, die Felder und Wiesen sowie deren Tiere einsetzen.

Sie können uns dabei unterstützen, wenn Sie jetzt bei Ihrem Besuch in der Natur, die Tiere in der Brutzeit pfleglich behandeln und sie in ihrem Aufwachsen nicht stören. Damit wir uns alle gemeinsam an unserer schönen und gesunden Natur erfreuen können!

Die Monate April, Mai, Juni sind eine besonders heikle Zeit für Tiernachwuchs in unseren Wäldern, Wiesen und Feldern. Es ist die Hauptbrut- und -setzzeit und damit eine sehr kritische Phase. Die gegenseitige Rücksichtnahme, die in der derzeitigen Krisenzeit so propagiert und auch praktiziert wird, sollen auch die Wildtiere spüren. Ihr Nachwuchs muss Raum und Muße haben, um gesund und ungestört heranwachsen zu können. Und daher gilt im Frühling der bekannte Satz ganz besonders: Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut. Es ist nicht selten falsch verstandener Tierschutz, der den Tieren besonders schadet.

Tipps der Jägerschaft

Daher ein paar Tipps und Bitten der Oö. Jägerschaft, um eine möglichst intakte Natur zu bewahren. Viele Muttertiere kommen von Natur aus nur selten zum Brutplatz und zu den jungen Tieren. Der Nachwuchs ist es gewöhnt über Stunden allein zu sein. Die Muttertiere verlassen ihren Nachwuchs nicht für immer, sie sind nur mal weg, um selbst auf Nahrungssuche zu gehen oder Fressfeinde von den Kleinen fern zu halten. Also niemals Jungtiere streicheln! Niemals auch Brutplätze und Nester aus nächster Nähe beobachten. Niemals Tiere gar wegtragen oder anfüttern.

Viele Jungtiere, Rehkitze etwa, kommen fast ohne eigenen Körpergeruch zur Welt. Es kann also dazu führen, dass die Mutter das Jungtier verstößt, wenn ihm menschlicher Geruch anhaftet.

Die Natur ist kein Abenteuerspielplatz, daher gekennzeichnete Wege nicht verlassen, nicht „querwaldein“ oder „querfeldein“ spazieren, laufen oder biken. Und ganz wichtig für Hundebesitzer: Hunde im Wald immer anleinen. Man darf keinesfalls den natürlichen Jagdtrieb des Vierbeiners unterschätzen. Die Zuneigung, die man seinem Hund gibt, sollte man gerade im Frühling, wo junge Tiere nicht einmal flüchten können, auch diesen geben.

So viele Menschen wie kaum einmal suchen jetzt zum Stressabbau und zur Erholung den Wald auf, man soll daher schauen, dass der Aufenthalt dort nicht mit Stress für die Wildtiere verbunden ist. Die Natur sagt Weidmannsdank! Und ich schließe mich als Landesjägermeister an.

Bald kommt auch die Zeit der Rehkitze, wie hier säugend bei der Rehgeiß, wieder. Gerade Jungtiere sind besonders schützenswert. Bitte, tragen Sie auch dazu bei!

Foto: F. Reinthaler/OÖ Landesjagdverband